Claudia Sheinbaum

Was die EU von der "Trump-Flüsterin" lernen kann

Die mexikanische Präsidentin weiß mit dem US-Präsidenten umzugehen. Die EU könnte sich davon etwas abschauen im Zollkrieg mit den USA.
12.03.2025, 21:51

Donald Trump legt vor, die EU schießt zurück. Ab Mittwoch treten die US-Zölle gegen die EU in Kraft. Die EU kontert ab April mit einer ersten Welle an Zöllen auf diverse US-amerikanische Produkte. Weitere sollen ab Mitte April folgen.

Damit befindet sich die EU nun definitiv im Handelskrieg mit der USA. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte allerdings an, trotzdem weiter an einer Verhandlungslösung zu arbeiten. Dabei könnte sich ein Blick nach Mexiko lohnen. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum konnte die US-Zölle gegen ihr Land zweimal abwenden und gilt bereits als "Trump-Flüsterin".

Zustimmungswerte im Hoch

Im Gegensatz etwa zu dem ehemaligen kanadischen Premier Justin Trudeau und anderen Staatschefs ist Sheinbaum bisher dem gelinde gesagt ruppigen Ton von Trump entgangen. Stattdessen bezeichnete dieser sie als "eine wundervolle Frau".

Von der Nachrichtenagentur Bloomberg wird sie gar durch ihr Handeln als "die mächtigste Frau der Welt" gehandelt. Auch in ihrem eigenen Land wird ihr dies verdankt. Ihre Zustimmungswerte in Umfragen liegen bei rund 85 Prozent. Das, obwohl die mexikanische Wirtschaft knapp an der Stagnation vorbeischrammt und der Peso stetig an Wert verliert.

Kühlen Kopf bewahren

Dass sich Sheinbaum so gut gegen Trumps Vorgehen wehren kann, liege stark an ihrer Standhaftigkeit, sagt Reto Föllmi, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Uni St. Gallen. "Sie gibt nicht nach und bewahrt einen kühlen Kopf."

Entscheidend sei, dass Sheinbaum darauf hinweise, wie relevant Mexiko für die US-Wirtschaft sei. Etliche Zulieferer für die US-Industrie sind in Mexiko ansässig. Werden deren Produkte durch die Zölle teurer, schwinge die Stimmung der Bevölkerung gegen Trump. "Bei höherer Inflation stünde er innenpolitisch rasch im Gegenwind."

Die zweite Trumpfkarte Sheinbaums sei die Rivalität zwischen den USA und China. "Mexiko ist das natürliche Reshoring-Land für US-Firmen." Will Trump also Unternehmen aus China verscheuchen, muss er Mexiko als attraktiven Wirtschaftsstandort erhalten. "Sie konnte wohl klarmachen, dass er mit den Zöllen ein Eigengoal schießen würde."

"Auch die US-Wirtschaft würde leiden"

Die EU sei zwar in einer anderen Position als Mexiko. Einige Lektionen von Sheinbaum könnte sie sich aber trotzdem abschauen. "Zum einen muss die EU standhaft bleiben und bei den Gegenmaßnahmen keine Rückzieher machen."

Zum anderen solle auf der Verhandlungsebene die Bedeutung Europas für die US-Wirtschaft hervorgehoben werden. "Es muss klargemacht werden, dass auch die US-Wirtschaft unter einem Handelskrieg leiden würde." Auch den Aspekt der chinesischen Konkurrenz könnte die EU nutzen und etwa auf Osteuropa als praktisches Ausweichland für US-Firmen verweisen.

Fragmentierung des Welthandels droht

Eine baldige Verhandlungslösung sei für alle Seiten von Vorteil, so Föllmi. "Wir haben an der Börse heute Morgen bereits gesehen, dass der Zollkrieg negative Auswirkungen haben wird." Für Konsumenten auf beiden Seiten des Atlantiks würde der Handelskrieg zu einer generellen Verteuerung führen.

Zudem drohe eine Fragmentierung des Welthandels. Firmen würden sich aus den entsprechenden Märkten zurückziehen, was viele Investitionen obsolet mache und zu Verlusten der Unternehmen führen würde.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 13.03.2025, 11:03, 12.03.2025, 21:51
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