Manche technischen Trends kommen und gehen, andere hängen sich buchstäblich an einen - im wahrsten Sinne des Wortes. Sogenannte "Wearables" zum Beispiel - diese trägt man direkt am Körper, um Daten über Bewegung, Schlaf, Herzfrequenz und andere Gesundheitsmarker zu sammeln.
Und dabei geht es längst nicht mehr um Schritte zählen, sondern wirklich um eine genaue Schlafanalyse (inkl. REM-Schlaf, Tief- und Leichtschlaf) sowie auch dem Errechnen der nächsten Periode mittels Körpertemperatur.
Auch ich habe nach längerer Skepsis einen Tracking-Ring ausprobieren dürfen - und das ist meine ehrliche Meinung nach meiner Testphase.
Das erste Gefühl beim Tragen eines Wearable ist oft Neugier, gefolgt vom Staunen über die Datenflut, die plötzlich über den eigenen Körper verfügbar ist. Ruhepuls, Zyklusphase, Kalorienverbrauch und Co. - alles wird erfasst. Das hat schon einige Vorteile, muss ich gestehen. Man weiß, wie viel man in Bewegung war, welche Tagesverfassung man hat und darauf auch seinen Tag ein wenig ausrichten kann.
Zu wissen, in welcher Zyklusphase man sich gerade befindet und gleichzeitig die eigenen Herzfrequenz- und Stresswerte im Blick zu haben, ist für mich wirklich praktisch und spannend zugleich.
Doch genau hier beginnt auch das Problem - zumindest für mich. Nachdem ich ein recht zahlenaffiner Mensch bin und mich schon als Kind Daten fasziniert haben, kann man ganz schnell in eine kleine Obsession verfallen.
Viele Wearables können anhand von Puls, Herzfrequenzvariabilität und Temperaturveränderungen Stress erkennen - also ein geniales Frühwarnsystem. Eigentlich – doch mich hat diese Stressmessung anfangs mehr gestresst, als dass sie ein Reminder war, etwas runterzufahren. Manchmal kann man auch nicht alles stehen und liegen lassen und so empfand ich manche Parameter vor allem am Beginn der Testung weniger vorteilhaft, als sie es eigentlich sein sollten.
Wer nämlich ständig auf die Werte schaut, merkt schnell, wie sehr diese kleinen Zahlen die Stimmung beeinflussen. Beispielsweise ein schlechter Schlafscore - ausgelöst durch eine kurze Nacht - kann einem schon ein schlechtes Gefühl über seinen allgemeinen Zustand geben.
Doch genau diese Schlafanalyse kann einiges mit einem machen: Man wird zunächst abends erinnert, dass man langsam aber doch sein Smartphone beiseitelegen und sich auf die Nachtruhe vorbereiten soll. Diese Erinnerung ist meiner Meinung nach sehr hilfreich - besonders wenn man wieder einmal zu lange mit Freunden redet oder bei seiner Lieblingsserie hängen bleibt.
Während der Nacht wird auch wirklich vieles eruiert: wie lange man überhaupt zum Einschlafen braucht, wie die Atmung und Herzfrequenz während des Schlafs sind, ob man Atemaussetzer hat und wie lange jeweils die Tief- und Leichtschlafphase andauert. Für mich sind solche Werte nicht nur sehr aufschlussreich, sondern auch enorm hilfreich, um meinen Schlaf zu optimieren.
Doch auch hier gilt: Wer zu sehr auf den Bildschirm starrt und die Werte sofort jeden Morgen checkt, riskiert den sogenannten "Orthosomnia-Effekt" - man schläft schlechter, weil man Angst hat, schlecht zu schlafen.
Sei es mittels Smartwatch oder eben wie in meinem Fall mit einem (übrigens sehr stylischem) Ring: Wearables haben ihren Platz in der Health-Bubble verdient. Sei es, dass sie einen erinnern, endlich in die Waagrechte zu gehen oder sich einmal vom Bürostuhl zu heben, um einen kleinen Spaziergang zu machen - diese kleinen Helfer können langfristig die eigene Gesundheit optimieren und sogar verbessern.
Aber: Exaktheit ist nicht immer garantiert sowie auch ein freier Kopf. Denn wenn diese Health-Gadgets Druck erzeugen, Stress verstärken oder sogar zwanghafte Verhaltensmuster auslösen, dann geht es in die falsche Richtung.
Deshalb sollten Wearables vor allem von Menschen getragen werden, die die Geräte als Unterstützung für Gesundheit und Wohlbefinden sehen, nicht als Maßstab für ihren Wert. Sei es, ungesunde Muster zu erkennen und zu ändern oder sogar gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen - der Nutzen liegt in der Orientierung und nicht im Urteil.
Für mich hat sich gezeigt: die besten Ergebnisse habe ich nach und nach bekommen, wenn ich die Technik bewusst als Helfer und nicht als Richter gesehen habe. Am Ende ist der wichtigste "Sensor" immer noch das eigene Körpergefühl - und manchmal ist es befreiend, eine Zeit lang einfach gar nichts zu tracken. Außer vielleicht, wie oft man gelächelt hat.