Bei Sonnenbrand handelt es sich um eine akute Entzündungsreaktion der Haut auf übermäßige UV-Strahlung.
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Nicht nur die steigenden Temperaturen sind dieser Tage ein Problem für die Gesundheit, auch die sogenannte Kraft der Sonne. Wer nicht aufpasst, "verbrennt" sich seine Haut schnell unter der schädlichen ultravioletten (UV) Strahlung. Die Folge: ein akuter Sonnenbrand und dieser gehört behandelt. Dabei kommen neben medizinischen Mitteln heutzutage auch "altbewährte" Tipps aus dem Internet ins Spiel. Dort kursieren zahlreiche Hausmittel, die bei der Behandlung von Sonnenbrand helfen sollen.
Doch welche dieser Anwendungen zeigen tatsächlich eine nachgewiesene Wirkung und bei welchen ist Vorsicht geboten? Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat die KI nach elf gängigen Hausmitteln befragt und sich deren Wirksamkeit genauer angesehen.
Aloe Vera, Schwarztee oder Backpulver
Grundsätzlich gilt: Am besten ist es, einen Sonnenbrand erst gar nicht zu bekommen – durch konsequenten Sonnenschutz und das Meiden intensiver Sonneneinstrahlung. Ist es dennoch passiert, gehört er behandelt, schon allein um Linderung zu verschaffen. Welche Tipps aus dem Internet tatsächlich sinnvoll und welche eher unter "gut gemeint" bis "bedenklich" einzustufen sind.
1
Aloe Vera
Frisches Gel soll direkt aus dem Blattinneren auf die Haut aufgetragen werden. Allerdings ist die heilende Wirkung der Aloe-Vera-Pflanze kaum belegt. Es gibt jedoch Hinweise auf feuchtigkeitsspendende und pflegende Eigenschaften. Problematisch kann der hautreizende Inhaltsstoff Aloin sein, der bei unsachgemäßer Verarbeitung in das Gel gelangen kann. Deshalb ist es ratsam, auf ein fertiges Produkt aus der Drogerie oder Apotheke zurückzugreifen. Wichtig ist dabei, dass das Gel tatsächlich frische Aloe Vera enthält.
2
Gurken
Hilft es frische Gurkenscheiben auflegen oder pürierte Gurke als Maske zu verwenden? Gurken bestehen zu über 90 Prozent aus Wasser und enthalten Vitamin C. Dieser Kombination wird ein kühlender und entzündungshemmender Effekt zugeschrieben. Und tatsächlich: Das enthaltene Vitamin C kann dabei helfen, geschädigte Zellen zu reparieren. Gegen die Anwendung bei Sonnenbrand spricht grundsätzlich nichts.
3
Topfen
Topfen wird eine kühlende, entzündungshemmende und feuchtigkeitsspendende Wirkung zugeschrieben. Dieser soll etwa einen Zentimeter dick auf ein Tuch aufgetragen und so auf die Haut gelegt werden. Die enthaltenen Milchsäurebakterien sollen die Haut beruhigen und die Heilung unterstützen. Während die kühlende Wirkung als angenehm empfunden werden kann, fehlen für die übrigen behaupteten Effekte bislang wissenschaftliche Belege. So ist etwa nicht untersucht, ob die keratolytische Wirkung der Milchsäure (Peelingeffekt) den Heilungsprozess unterstützt oder sogar weiteren Schaden anrichtet.
4
Buttermilch
Ähnlich, wie mit Topfen, gibt es auch eine Empfehlung für Buttermilch. Und auch diese kann eine kühlende Wirkung haben, allerdings ist sie fettärmer als Topfen und daher auch weniger rückfettend. Zusätzlich ist Buttermilch potenziell saurerer als Topfen. Somit ist sie etwas weniger geeignet zur "Behandlung" von Sonnenbrand als Topfen, mit einem Wickel aus Buttermilch wird man laut Experten aber auch keinen Schaden anrichten.
5
Schwarzer oder grüner Tee
Nach dem Aufbrühen und Abkühlen soll ein Tuch in dem Tee getränkt und für bis zu 20 Minuten aufgelegt werden. Die im Tee enthaltenen Gerbstoffe (Tannine) wirken adstringierend (zusammenziehend) und entzündungshemmend. Antioxidantien fördern die Zellregeneration. Die diesen Inhaltsstoffen zugeschriebenen Wirkungen sind wissenschaftlich gut belegt – und können auch bei Sonnenbrand unterstützend wirken. Wichtig ist jedoch, Tee in Bio-Qualität ohne Geschmackszusätze zu verwenden.
6
Natron oder Backpulver
Natron hat eine leicht alkalische Wirkung, die Juckreiz lindern und die Haut beruhigen soll. Im Internet finden sich immer wieder Empfehlungen, eine Paste aus Natron und Wasser auf die Haut aufzutragen. Davon ist jedoch dringend abzuraten: Natron ist basisch und stört bereits den leicht sauren pH-Wert gesunder Haut. Hautreizungen können die Folge sein. Umso weniger sollte Natron – ebenso wie Backpulver – nicht auf sonnenverbrannter Haut angewendet werden.
7
Hafermehl
Ein Bad in einem Wasser, dem eine Tasse Hafermehl zugesetzt wurde, kann tatsächlich helfen. Hafer enthält Beta-Glucane (lösliche Ballaststoffe), die entzündungshemmend und hautberuhigend wirken - das ist wissenschaftlich belegt. Allerdings ist ein Bad in einer Mehlsuppe unpraktisch und potenziell kostspielig – wenn nämlich das Mehl den Abfluss verstopft und die Handwerker kommen müssen.
8
Kokosöl
Kokosöl soll dünn auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden, da die darin enthaltene Laurinsäure antibakteriell wirken soll. Hinzu kommt Vitamin E. Die Experten schreiben dem Öl zwar keinen wirksamen Effekt zur Linderung von Sonnenbrand zu, empfehlen es jedoch grundsätzlich für die allgemeine Hautpflege.
9
Honig
Die Experten raten dringend davon ab, Honig auf Sonnenbrand aufzutragen. Zwar ist seine antibakterielle, entzündungshemmenden und feuchtigkeitsspendende Wirkung wissenschaftlich belegt, aber aufgrund der klebrigen Konsistenz wird die Entfernung vom Honig voraussichtlich nicht ohne zusätzliche Irritation möglich sein.
10
Kartoffeln
Helfen Kartoffelscheiben oder Kartoffelsaft bei Sonnenbrand? Tatsächlich enthalten Erdäpfel Stärke und Enzyme, die eine kühlende Wirkung haben. Die Kühlung ähnle jener von Gurkenscheiben, mehr sei aber auch nicht zu erwarten, so die Experten.
11
Zitronen und Limetten
Zitronen- und Limettensaft sind sehr sauer, sie direkt auf die Haut aufzutragen sei keine gute Idee. Zusätzlich enthält der Saft von Zitrusfrüchten Furocumarine, das sind klassische phototoxische Substanzen. Als solche bezeichnet man Stoffe, die unter Einwirkung von Sonnenstrahlung zu einer verstärkten Sonnenbrandreaktion führen.
Bleibender Schaden
Trotz der Bezeichnung Sonnenbrand handelt sich dabei nicht um eine Verbrennung im klassischen Sinn, sondern um eine akute Entzündungsreaktion der Haut auf übermäßige UV-Strahlung. Die dabei entstandenen Hautschäden können nicht mehr vollständig rückgängig gemacht werden. Im Gegenteil: Einmal angerichtet Schäden bleiben nicht nur, sie summieren sich im Laufe des Lebens und erhöhen somit das Hautkrebsrisiko.