Die technischen Voraussetzungen wurden längst geschaffen, sämtliche Vorarbeiten geleistet: Bereits seit fast zehn Jahren will spusu auch in Deutschland loslegen, scheiterte bisher jedoch an Mitbewerber Teléfonica. Der will die Österreicher nicht ins Netz lassen, obwohl ihn nach spusu-Ansicht EU-Auflagen dazu verpflichten. Zusätzlich sperrt sich der mit dem Fall befasste deutsche Regulierer seit mehr als zwei Jahren gegen eine Entscheidung.
Jetzt scheint es, als würden die Türen nach Deutschland aufgehen, verriet CEO Franz Pichler im Jubiläumstalk mit Journalisten. Konkret wurde die Bundesnetzagentur auf Betreiben von spusu von einem Gericht wegen Untätigkeit verurteilt und muss nun zügig eine Entscheidung treffen. Danach müssten die Verträge ausverhandelt werden, so Pichler.
"Allerfrühester" (wenn auch laut Pichler nicht sehr wahrscheinlicher) Termin für den Einstieg in den deutschen Markt ist der 15. Juni 2026, der Geburtstag von spusu. Das Datum gilt im Unternehmen als Glückstag und wird traditionell für den Start neuer Projekte genutzt.
Abseits rechtlicher Ärgernisse hat der virtuelle Mobilfunker (heißt, er betreibt kein eigenes Netz) zehn Jahre nach Markteintritt in Österreich bereits 700.000 Kunden. Hinzu kommen rund 120.000 in Italien (Start am 15. Juni 2020), 70.000 in Großbritannien (Start am 15. Juni 2023) und weitere 40.000 in der Schweiz (Start am 15. Juni 2024). Allein am Heimatmarkt will spusu heuer 93 Millionen umsetzen. 2024 waren es 81 Millionen, 2015 ca. 6,9 Millionen.
Weiteres ehrgeiziges Ziel – laut Pichler soll die Zahl der Kunden bis 2030 auf bis zu 2,5 Millionen anwachsen. In dieser Rechnung ist Deutschland allerdings noch nicht berücksichtigt. Der Fokus liege dabei aber "weniger auf schneller Expansion als auf nachhaltigem Wachstum und dem stetigen Ausbau eigener Qualitäts- und Servicestandards".
Trotz der Entwicklung vom kleinen Betrieb mit 50 Beschäftigten zu einem internationalen Konzern mit mehr als 300 Mitarbeitern, ist spusu nach wie vor ein Familienunternehmen mit Wurzeln im Weinviertel (NÖ). Erfolgsrezepte sind laut Pichler der Verzicht auf versteckte Kosten und Kundenfreundlichkeit – mit einer Wartezeit an der Hotline von durchschnittlich zehn Sekunden. Allfällige Probleme würden in der Regel innerhalb von Minuten gelöst.
Jenseits des Kerngeschäfts Mobilfunk hat spusu in den vergangenen Jahren das Angebot erweitert. Im Bereich Telekommunikation etwa wurde das Sortiment um Glasfaserinternet ergänzt, wobei die nötigen Leitungen zum Teil von einem eigens gegründeten Bauunternehmen verlegt werden. Auch hier liege der Fokus auf Qualität und fairen Tarifen.
Seit 2022 ist spusu im Bereich E-Mobility aktiv, produziert eigene E-Bikes und neuerdings auch klassische Fahrräder ohne Motor. Jedes Rad werde individuell auf den Kunden abgestimmt, nach Hause geliefert und jährlich durch einen Hol- und Bringservice gewartet.
Ein weiteres Projekt: Wein. Im Mai 2023 stieg Pichler gemeinsam mit Ehefrau Andrea ins Wein-Business ein. Bereits der erste Jahrgang "The First 2022" wurde bei der renommierten "Wine Paris" zum "Global Wine Master" gekürt. Mittlerweile zählen die Pichlers zu den 100 besten Weinerzeugern weltweit – bei mehr als 100.000 gelisteten Produzenten.
Was Pichler auch verriet: spusu hätte ursprünglich Olive heißen sollen. Dann hätte man den Begriff gegoogelt und herausgefunden, "dass 20 Prozent der Bevölkerung Oliven hassen". Damit war die Idee vom Tisch. Schließlich landete man bei der Kurzform von Sprich und Surf.