Egal, was man als Mutter tut – man kann es niemandem recht machen. Dieses Gefühl hat zumindest Elena A. (Name von der Redaktion geändert, Anm.). Die Wienerin hat zwei Söhne (drei Jahre und drei Monate alt), stillte beide als Babys. Besonders in der Öffentlichkeit stieß das immer wieder auf Unverständnis. "Man muss damit rechnen, angestarrt, blöd angeredet oder merklich ignoriert zu werden", weiß die 35-Jährige.
Es gibt kaum einen öffentlichen Ort, an dem man als stillende Mutter nicht schief angeschaut oder beleidigt wird. Für Elena A. ist es beim Spazierengehen am schlimmsten: "Man ist den Kommentaren oder Blicken anderer ausgeliefert", erzählt die Wienerin. "Man hat in dem Moment weder die Nerven, darauf zu reagieren, noch möchte man sein Kind durch Diskussionen oder Zurückrufen in Unruhe bringen."
Doch womit werden Mütter konfrontiert? Elena A. berichtet von Männern aber auch Frauen, die sie während des Stillens anstarren und unangebrachte Bemerkungen machen.
Mittlerweile fürchtet die Wienerin sogar das Stillen in der Öffentlichkeit: "Ich überlege mir dann immer schon im Vorhinein, was ich anziehe, um meine Brust möglichst zu bedecken, in welche Richtung ich mich drehe, um möglichst wenig gesehen zu werden – et cetera."
Ein Ereignis blieb Elena A. besonders in Erinnerung: Sie war mit ihrem Baby auf dem Weg nach Hause – es war heiß, das Kind weinte. "Ich wollte schnell nach Hause, um in Ruhe zu stillen", erklärt sie. Plötzlich mischte sich eine fremde Frau ein, beschimpfte Elena und fragte sie, weshalb sie ihr Kind schreien lasse. "Ich ging nicht darauf ein, setzte mich aber, von unnötigen Schuldgefühlen geplagt, eine Straße weiter einfach auf den Gehsteig, um zu stillen", so die Mutter. Doch auch das war den Passanten nicht recht. "Dabei fühlte ich mich ebenfalls sehr unwohl, weil ich den aufdringlichen Blicken der Passantinnen ausgeliefert war", erzählt die 35-Jährige. Sie fühlte sich wie eine Zielscheibe.
Eine Personengruppe fällt Elena A. immer besonders negativ auf: "Männer reagieren entweder mit aufdringlichen Blicken oder mit Ignoranz – Hilfe von Männern habe ich kaum noch erfahren", so die Mutter. Bei Frauen sei das üblicherweise anders, besonders, wenn sie in einem Alter seien, in dem sie selbst Kinder haben könnten. "Sie reagieren oft sehr hilfsbereit und verständnisvoll, gleichzeitig aber auch sehr wertend." Um etwas mehr Toleranz in der Gesellschaft zu verbreiten, wünscht sich Elena A. eine generelle Aufwertung der Care-Arbeit: "Kinder zu versorgen sollte in der Gesellschaft als wertvolle und auch ressourcenkostende Aufgabe gesehen werden. Es sollte in Ordnung sein, wie dies eine Mutter macht – also ob, wann, wie, wo oder wie lange sie zum Beispiel stillt", so die Wienerin abschließend. Auf das Thema wird unter anderem bei der Still-Stand von MAM Baby am 7.8. aufmerksam gemacht.