Die Bildungs-Misere zieht immer weitere Kreise. Schon seit Wochen rückt auch der Zustand in den heimischen Kindergärten in den Fokus der Kritik. In Salzburg Stadt etwa wird jedes dritte Kind abgewiesen – so wenig Plätze gibt es in Kindergärten. In Niederösterreich gilt ab Herbst: Sollten Eltern unwillig sein, zu kooperieren, können Strafen von bis zu 2.500 Euro ausgesprochen werden.
Eine ganz andere Sorge plagt drei Mütter aus Wien. Eine davon, Simone F. (Name der Redaktion bekannt), hat sich bei "Heute" gemeldet. "Wir haben ein sehr trauriges Beispiel erlebt in einer Kleinkindergruppe in Stadtnähe", sagt sie.
Was regt sie so sehr auf? Simone F. bekam eine Einladung zu einem Informationsabend einer Einrichtung, der sie ihr Kind anvertrauen wollte. Die Familie war zunächst begeistert von der Kindergruppe und bat um einen weiteren Termin. Dazu kam es erst sechs Monate später. Alleine das sorgt bei der Betroffenen für Aufruhr.
Doch dann wurde es erst richtig bedenklich. "Beim Vorstellungsgespräch der Kindergartenleitung wurde uns eine lange und sehr persönliche Fragenliste gestellt." Das Interesse galt dem höchst persönlichen Lebensbereich: "Man fragte uns unter anderem, 'stillen Sie noch?' und 'war es eine natürliche Geburt oder ein Kaiserschnitt?'"
„Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, wie unangemessen die Fragen waren“Simone F.Mutter
Die Situation war unangenehm, Simone F. gab zögernd die gewünschten Informationen: "Ja, ich habe die Fragen beantwortet - da ich mich auch überrumpelt gefühlt und keinesfalls mit so etwas gerechnet habe. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, wie persönlich und unangemessen diese Fragenliste war."
Während die Mutter 'gegrillt' wurde, beschäftigte sich ein Pädagoge mit dem Kind, es wurde auch getestet.
Danach war wieder Sendepause. Die Familie hörte erst zwei Monate später wieder vom Kindergarten. "Wir bekamen eine sehr allgemeine und unpersönliche Absage", so die verärgerte Mutter. Und dann: "Anscheinend hat man in dieser Institution auch mehr Chancen, wenn man sein Kind nach Designer-Marken benennt." Nach der Absage fühlte sie sich schlecht: "Nach diesem Bewerbungsprozess bleibt ein Minderwertigkeitsgefühl zurück."
Dann begann die schwierige Suche nach einer Alternative, "die meisten anderen privaten Kindergärten in unserem Bezirk haben eine Vormerkzeit von einem Jahr."
Zum Abschluss sagt die Simone F.: "Das kann ja alles nicht normal sein!"
Eine Antwort darauf suchten wir im Wiener Rathaus. "Heute" fragte im Büro von Vizebürgermeisterin und Bildungslandesrätin Bettina Emmerling (Neos) nach. Fazit: Der Aufnahmeprozess obliege den privaten Kindergärten, dieser sei nicht geregelt: "Der geschilderte Vorwurf betrifft einen privaten Kindergartenträger und diese sind für die Gestaltung und den Ablauf ihrer Aufnahmegespräche selbst verantwortlich. Fragen zu Geburtsart oder Stillverhalten sind jedenfalls kein Bestandteil der Anmeldegespräche in städtischen Kindergärten."
Simone F. fand schließlich doch noch einen Platz für ihr Kind: "Wir waren dann auf einigen Wartelisten und hatten großes Glück." Das Kind wurde in einem anderen – privaten – Kindergarten aufgenommen, doch hier gab es "keine unangenehmen Fragen, kein banges und langes Warten auf eine Zusage – so wie es eigentlich normal sein sollte!"