Es war eine Szene, die viele Badegäste im Strandbad Alte Donau am 5. Juli fassungslos machte: Eine junge Frau holte einen rund 50 Zentimeter großen Karpfen aus dem Wasser, wickelte ihn in ein Badetuch – und posierte damit für Fotos.
Der Fisch lebte noch, war laut Badbetreiber jedoch bereits stark geschwächt. Minutenlang wurde er gehalten und für Selfies missbraucht. Erst nach Aufforderung durch den Bademeister wurde der Fisch wieder ins Wasser gebracht. Ob er das überlebte, war zunächst unklar. Die Aufnahmen verbreiteten sich rasch – und lösten nun auch unter Tierschützern Besorgnis aus.
"Heute" hat bei Tierschutz Austria nachgefragt. Ein Sprecher zeigte sich besorgt: "Solche Szenen nehmen zu – sei es nach Autounfällen, bei Überfällen oder eben im Umgang mit Tieren." Viele würden nicht aus Hilfsbereitschaft handeln, sondern auf eine gute Außenwirkung zielen. "Sie sind auf Likes und Anerkennung fixiert, statt wirklich helfen zu wollen. Die Hemmschwelle, in die Natur einzugreifen, sinkt spürbar", so der Tierschützer.
Laut Tierschutz Austria erkennen viele nicht, dass das Tier in Not ist. Wer einen Fisch einfach aus dem Wasser ziehen kann, sollte alarmiert sein: "Meist sind solche Tiere krank oder verletzt – und deshalb so träge." Statt sie durch die Gegend zu tragen, solle man sie sichern und professionelle Hilfe holen. "Das Einschläfern ist immer die letzte Möglichkeit – wenn keine medizinische Hilfe mehr möglich ist", erklärt der Sprecher.
Neben dem Verhalten der Frau macht dem Tierschutz auch ein anderes Problem zu schaffen: Immer häufiger werden Kois, Goldfische oder andere Exoten in öffentliche Gewässer gesetzt – oft mit fatalen Folgen.
Diese Tiere bringen laut Tierschutz Austria häufig Viren mit, etwa den gefürchteten Koi-Herpesvirus. Dieser grassiert derzeit in der Alten Donau und hat bereits rund 200 Karpfen verenden lassen. In der Alten Donau gibt es durch den hartnäckigen Fisch-Virus bereits ein Karpfensterben, für den Menschen ist das Virus zum Glück aber keine Gefahr. Auch invasive Arten wie der Sommerbarsch bedrohen heimische Fischbestände, in dem sie Eier und andere Fische essen.
"Wer ein verletztes Tier sieht, soll es sichern – aber nicht wie ein Accessoire behandeln", so der Sprecher. Nur professionelle Hilfe könne dem Tier wirklich nützen. Ein Selfie dagegen helfe niemandem – und richte womöglich Schaden an.
Nicht nur Fische sind betroffen. Laut Tierschutz Austria werden in Österreich jeden Tag Wasserschildkröten ausgesetzt – häufig gut gemeint, aber völlig falsch. Viele Halter glauben, die Tiere "in die Freiheit zu entlassen" – doch in Wahrheit überleben sie den Winter oft nicht. Tierschutz Austria richtet einen klaren Appell an alle Bad- und Naturbesucher: Wildtiere dürfen nicht gestört, gefangen oder gar für Selfies verwendet werden.