Thomas Glavinic gibt ein seltenes Interview, seitdem er sich aus der Öffentlichkeit weitgehenst zurückgezogen hat. Gegenüber "News" hat er nun offene Worte zu seinem tiefen Fall. Der Autor, der einst als Rockstar der Literaturszene galt, zeichnet ein Bild, das erschüttert.
Statt Glanz und Literaturruhm berichtet er von den Folgen eines Lebens im Rausch und den Mühen des Neuanfangs. "Ich bin so klar wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Ich lasse seit acht Jahren die Finger von Alkohol und Drogen", sagt er – ein Satz, der zugleich Bilanz und Abrechnung ist. Glavinic erklärt allerdings zeitgleich, dass er seinen Beruf kaum noch ausüben könne, weil ihm aufgrund seines Privatkonkurses und der damit verbundenen Pfändungen kaum Geld bleibe.
"Ich würde zu gern einen Roman veröffentlichen, aber der österreichische Staat hat eine faszinierende Methode entwickelt, Literatur zu verhindern", gibt er ehrlich zu.
"Nehmen wir an, ich bekomme 80.000 Euro Vorschuss für einen Roman [...] Aufgrund meiner Pfändungssituation beschlagnahmt der Staat alles bis auf das Existenzminimum. Mir bleiben also ca. 13.200 Euro für ein Jahr", rechnet Glavinic vor.
Die Sozialversicherung aber erhebe Beiträge vom Bruttobetrag – ein Minusgeschäft. "Ich kann es mir also leider nicht leisten, meinem Beruf nachzugehen… Das ist Zensur durch Mathematik." So liegt sein neues Buch bereits fertig im Untergrund, wie er sagt, und wartet auf bessere Umstände.
Während gerade die Verfilmung von "Das Leben der Wünsche" in die Kinos kam, spielt seine eigene Realität in einem anderen Genre. Er war an dem Projekt nicht beteiligt, seinen Namen findet man kaum in Verbindung mit dem Schweighöfer-Film. "Der Film ist die Oberfläche, der Roman ist das, was darunter lauert", sagt er selbst darüber.
