Nach dem Bergsturz ist vor den Überschwemmungen: Weil das Bachbett der Lonza beim Gletscherabbruch vom Mittwoch mit Schutt gefüllt wurde, wächst ein neu entstandener Stausee in Blatten seither konstant. Die Behörden gehen davon aus, dass der See noch am Freitag überlaufen wird, wobei die Auswirkungen für die tiefergelegenen Teile des Lötschentals noch unklar sind.
Da es schlimmstenfalls zu einer Flutwelle kommen könnte, wurden bis Freitag weitere 65 Personen aus dem Gebiet evakuiert. Viele andere, darunter die Anwohnerinnen und Anwohner von Gampel-Steg, wurden von den Behörden angewiesen, sich für eine Evakuierung zu wappnen.
Einer von ihnen ist Hans-Peter Bleyer: "Ich wohne oben, falls es kommt, trifft es mein Haus zuerst. Das macht mir schon Sorgen." Aber außer eine Tasche mit ein paar Kleidern zu packen, bleibe der Bevölkerung nichts anderes übrig, so der 59-Jährige zu 20 Minuten.
"Das Problem ist, ich weiß nicht, wohin ich gehen soll. Ich habe auch lange in Goms gelebt, dort hatten wir jeden Winter die Gefahr von Lawinen", berichtet Hans-Peter.
Auch Bernadette Petrus, die gerade einmal 30 Meter neben der Lonza wohnt, hat bereits ein Not-Paket gepackt. "Ich habe alles vorbereitet, um wegzugehen. Eine Freundin von mir hat eine Wohnung in der Lenk, die ich benutzen darf", schildert sie gegenüber 20 Minuten. "Sehr schade ist, dass ich die Sachen von meinem verstorbenen Sohn nicht mitnehmen kann. Für mich ist das eine schwierige Situation, ich fühle mich sehr schlecht", so Petrus.
Céline Keller (25), die in der Raiffeisen-Filiale im Ort arbeitet, hat ihren Arbeitstag wegen der Bedrohung frühzeitig beendet: "Im Büro haben wir jetzt vorsorglich viele Sachen geräumt – Festplatten und so. Jetzt gehe ich nach Hause und packe eine Tasche mit den wichtigsten Sachen, vor allem Kleider. Da ich im 2. Stock wohne, gehe ich davon aus, dass alles intakt bleibt. Man weiß jedoch nie – in Blatten ist ja alles so schnell gegangen."
Einige Brücken im Dorf seien bereits abgebaut worden, andere wurden angehoben, um der Lonza und der Schuttmasse mehr Platz zu geben. "Jetzt müssen wir zusammenhalten und das Beste daraus machen", so eine Einheimische.