Aufklärung, keine Jagd

Wie René Benko "Krone"-Herausgeber werden wollte

Manche Medien mutieren von Kontrollorganen zu ideologischen Kämpfern – dabei bräuchte es jetzt Wahrheit und Haltung statt Hetzkampagnen – Teil 3

Eva Dichand
René Benko wollte "Krone"-Herausgeber werden.
René Benko wollte "Krone"-Herausgeber werden.
Sabine Hertel, Picturedesk, Grafik "Heute"

Ich habe in den letzten Tagen sehr offen darüber geschrieben, wie es mir geht. Ich wache nachts mit dem Gedanken auf, wer aller sich die Fotos meiner Kinder ansieht – dabei waren wir immer bedacht darauf, sie aus der Öffentlichkeit herauszuhalten, damit nicht private Informationen irgendwann in den Medien oder sogar auf Kabarettbühnen landen.

Damit kann ich nicht leben

Meine Anwälte arbeiten an diversen Klagen, Anzeigen und Eingaben. Mir wurde nun von mehreren Seiten nahegelegt, nicht mehr über diese Missstände zu schreiben. Es würde dazu führen, dass man mich noch mehr angreift. Man will also, dass ich schön brav und still alles über mich ergehen lasse. Damit kann ich leider nicht leben.

Ich habe nichts Unredliches getan, auch, wenn versucht wird, das vehement anders darzustellen.

Und ich habe genau dieselben Persönlichkeitsrechte wie alle anderen Menschen in diesem Land und die werden im Moment mit Füßen getreten und gebrochen.

Gerichte sollen urteilen oder freisprechen

Ich bin sehr wohl der Meinung, dass die Staatsanwaltschaft Korruption vehementest bekämpfen sollte. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Sie soll ermitteln, prüfen, anklagen; Richter dann freisprechen oder verurteilen.

Was aber nicht sein kann: Jeden Korruptionsvorwurf und jeden Inhalt einer laufenden Ermittlung öffentlich abzuhandeln. Denn diese systematische Missachtung der Unschuldsvermutung hat zur Folge, dass Menschen – selbst bei Einstellung des Verfahrens oder Freispruch – oft zerstört wurden. Wirtschaftlich und menschlich. Und was bringt das – außer eine sich immer weiter nach oben schraubenden Aggressivität im Umgang miteinander?

Wir brauchen eine funktionierende Justiz und eine funktionierende Politik. Doch wer soll sich das unter diesen Rahmenbedingungen noch antun? Sicher nicht die besten Köpfe des Landes. Die verlassen nämlich still und leise so ein Umfeld …

Auch die Medienbranche muss ihre derzeitige Rolle überdenken und vielleicht korrigieren.

Trauerspiel für Medienlandschaft

Letzten März traf es – wie geschildert – uns. Ein Tsunami an falschen Anschuldigungen und Denuzierungen rauschte los. Tenor: Inhalte bei "Heute" wären käuflich.

Nicht ein einziger der Journalisten, die sonst mit Christian Nusser in der Runde der Chefredakteure oder bei anderen Diskussionen sitzen, hatte das Rückgrat, diese Vorwürfe bei ihm persönlich zu hinterfragen. Manche tragen ihre Grundsätze und Statuten selbst zu Grabe. Ein Trauerspiel für die gesamte Medienlandschaft.

Doch die Menschen sind nicht dumm. Sie erkennen Denunzierungs- und Hetzkampagnen.

Fast alle Zeitungen verlieren Leser; die meisten Tageszeitungen haben negative Ergebnisse, der Druck steigt. Für wirklichen Erfolg in der digitalen Welt ist Österreich ein sehr kleines Land mit einem übermächtigen ORF als Konkurrenz. Werden deshalb alle so aggressiv?

Polemik und bewusste Falschinformation statt Wahrheit und Haltung.

Über 50 Prozent der Menschen lesen laut Umfragen nicht mehr täglich Nachrichten. Hauptargument: alles zu negativ.

"Krone"-Herausgeber kämpft gegen äußere Einflüsse

Sieht man sich die Aktenlage genau an, dann merkt man, dass das eigentliche Ziel die "Krone" ist. Ein für viele unangenehmes Medium, verhasst ob ihrer politischen Macht und ihres Einflusses. Meinem Mann käufliche Inhalte zu unterstellen, ist der Treppenwitz der Nation.

Christoph Dichand kämpft seit 20 Jahren vehementest gegen äußere Einflüsse auf seine Redaktion an; er hat viele Millionen Euro Privatvermögen investiert ("Krone"-Anteile werden nicht wie etwa bei "Standard", "Presse" oder "Kleine Zeitung" von Privatstiftungen gehalten) und muss laufend Prozesse führen.

Dass die "Krone", die einen vielfach größeren Umsatz als alle anderen Marktteilnehmer erzielt, ihre Blattlinie für ein paar Inserate wechselt, kann doch wirklich nicht ernst gemeint sein. Selbst der Rechnungshofbericht bescheinigt, dass die "Krone" mit ihrer Reichweite im Verhältnis zu allen Medien in Österreich die wenigsten öffentlichen Inserate erhalten hat.

Versuchte Einflussnahmen gab es jedoch tatsächlich: Ich kann mich noch erinnern, wie René Benko (zuerst noch geplant gemeinsam mit Fellner, dann jedoch ohne) "Krone"-Anteile gekauft hat.

In seiner ersten Punktation stellte Benko gleich die Forderung, nach zwei Jahren selbst Herausgeber der "Krone" zu werden.

Er hat dann versucht, mit Forensic Due Diligence etwas zu finden, um meinen Mann aus dem eigenen Unternehmen zu entlassen. Hat nicht geklappt. Benko soll angeblich auch an einer anderen österreichischen Tageszeitung beteiligt sein – wäre vielleicht eine Recherche wert. Wie auch großvolumige Schaltungen, etwa der B+C-Privatstiftung.

Jeder in der Branche weiß, wo es gekaufte Inhalte gibt und wie das abläuft. Ja, es gibt das Drohen, das Hochjubeln und das Runterschreiben, um mehr Inserate zu erhalten.

Aber eben nicht bei "Heute"

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