5 Altersphasen

Wie sich das Gehirn im Laufe des Lebens verändert

Das menschliche Gehirn verändert sich im Laufe des Lebens in fünf markanten Phasen – mit überraschenden Wendepunkten ab dem 30. Lebensjahr.
Heute Life
30.11.2025, 15:23
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Mit dem 30er ist für viele Schluss mit der wilden Jugend – ab jetzt wird’s ernst, das Leben nimmt Fahrt auf. Dafür gibt es sogar einen wissenschaftlichen Grund: Forscher von der University of Cambridge (Großbritannien) haben herausgefunden, dass sich unser Hirn rund um das 32. Lebensjahr ordentlich verändert. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht.

Untersucht wurden die Hirnscans von 3.802 Menschen im Alter von 0 bis 90 Jahren. Dabei sind den Forschern vier entscheidende Wendepunkte im Leben aufgefallen, an denen sich die Struktur vom Hirn besonders stark verändert.
Die Wissenschafter haben mit sogenannten MRT-Diffusionsscans gearbeitet. Damit kann man verfolgen, wie sich Wassermoleküle durch das Hirngewebe bewegen – so sieht man, wie die Nervenzellen miteinander verbunden sind. Mit einem eigens entwickelten Algorithmus hat das Team um die Doktorandin Alexa Mousley fünf Phasen in der Hirnentwicklung ausgemacht.

Fünf Lebensphasen fürs Hirn

"Viele neurologische Entwicklungsstörungen, psychische und neurologische Erkrankungen hängen mit der Verdrahtung des Gehirns zusammen. Tatsächlich lassen Unterschiede in der Verdrahtung des Gehirns Schwierigkeiten bei Aufmerksamkeit, Sprache, Gedächtnisleistung und einer ganzen Reihe verschiedener Verhaltensweisen erwarten", sagt Duncan Astle, Professor für Neuroinformatik an der University of Cambridge.

Die Entwicklung vom Hirn verläuft also nicht einfach geradeaus. "Wir wissen, dass die Verdrahtung des Gehirns für unsere Entwicklung entscheidend ist, aber uns fehlt ein Gesamtbild davon, wie und warum sie sich im Laufe unseres Lebens verändert", erklärt Mousley. Ihre Forschung soll helfen zu verstehen, wann das Hirn besonders anfällig für Krankheiten wie Demenz ist.

Kindheit prägt das Hirn

Die erste Phase der Hirnentwicklung dauert laut den Forschern bis zum 9. Lebensjahr. In dieser Zeit bilden sich viele Verbindungen zwischen den Nervenzellen, aber es werden auch wieder viele abgebaut – nur die wichtigsten bleiben bestehen.

Gleichzeitig wachsen die grauen und weißen Zellen im Hirn. Die grauen Zellen verarbeiten die Infos, die weißen leiten sie weiter. Die Veränderungen im Hirn nach dem ersten Jahrzehnt passen auch zu anderen Entwicklungsschritten bei Kindern – sowohl beim Denken als auch beim Verhalten. Genau zu diesem Zeitpunkt steigt aber auch das Risiko für psychische Erkrankungen.

Jugend bis Anfang 30

Die zweite Phase betrifft die Jugend und reicht ungefähr bis zum 32. Geburtstag. "Während die Pubertät einen klaren Anfang darstellt, ist das Ende der Jugend wissenschaftlich viel schwieriger zu bestimmen. Allein auf der Grundlage der neuronalen Architektur haben wir festgestellt, dass jugendliche Veränderungen in der Gehirnstruktur mit etwa Anfang 30 enden", sagt Mously.
In dieser Zeit nimmt die weiße Substanz im Hirn zu, das heißt, die Netzwerke für die Kommunikation werden immer besser organisiert. Die Jugend ist laut Forscherin die einzige Phase, in der das Hirn wirklich effizienter wird.

30 Jahre Ruhe

Nach der Jugend kommt eine stabile Phase: Die Hirnstruktur bleibt rund 30 Jahre lang fast unverändert. Das bestätigt auch andere Studien, die zeigen, dass im Erwachsenenalter ein "Plateau in Intelligenz und Persönlichkeit" erreicht wird.

Ab etwa 66 Jahren verändert sich das Hirn wieder, aber nicht mehr so stark wie in jungen Jahren. "Die Daten deuten darauf hin, dass eine allmähliche Umstrukturierung der Netzwerke im Gehirn mit Mitte 60 ihren Höhepunkt erreicht", so Mousley. "Das hängt wahrscheinlich mit dem Alterungsprozess zusammen, bei dem die Konnektivität abnimmt, während die weiße Substanz zu degenerieren beginnt."

Alle fünf Phasen der Hirnveränderungen im Überblick.
University of Cambridge

Letzter großer Wandel mit 83

Der letzte große Wendepunkt kommt mit etwa 83 Jahren. Die Verbindungen im Hirn werden weniger, die Aktivität läuft mehr lokal ab, nicht mehr im ganzen Hirn.

Noch offen bleibt, wie sich das Geschlecht auf die Hirnentwicklung auswirkt. Um das herauszufinden, braucht es Langzeitdaten von einzelnen Menschen. Das war bei dieser Studie, die quasi Momentaufnahmen von 3.802 verschiedenen Leuten verglichen hat, leider nicht möglich.

{title && {title} } red, {title && {title} } 30.11.2025, 15:23
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