Nach dem Fall Anna gab es nur zwei Wochen später wieder einen mit mehreren jugendlichen Tatverdächtigen, denen Schockierendes vorgeworfen wurde. Letztlich gab es diesmal aber eine Reihe an Schuldsprüchen gegen die "Liesing-Bande", die von bedingter Haft bis zu 3,5 Jahren Gefängnis reichen.
Die Urteile im Lehrerinnen-Fall
Der Erstangeklagte (15) wurde zu 3,5 Jahren Haft verurteilt, unter anderem wegen Vergewaltigung, Erpressung, Brandstiftung und Missbrauch. Ein weiterer Angeklagter muss für Vergewaltigung und weitere Delikte drei Jahre in Haft. Die übrigen Angeklagten fassten teilbedingte Haftstrafen aus – bis auf den 16-Jährigen, der ein Verhältnis mit dem Opfer hatte. Für ihn gab es einen Freispruch. Alle Urteile sind noch nicht rechtskräftig, es gilt die Unschuldsvermutung.
Die anschließende Debatte dreht sich aber wieder nur um eines: Die Burschen stammen aus Irak, Afghanistan und Rumänien. Christoph Koss (Vorsitzender des Vereins Neustart, der sich um Bewährungshilfe kümmert) betont jedoch, dass bei den betreuten Jugendlichen über 70 Prozent Österreicher sind.
Trotzdem gibt es aber gewisse Herkunftsländer, bei denen es einen deutlich höheren Anteil gibt, gesteht er im Ö1-Morgenjournal. Dazu zählen etwa der Balkan, Syrien oder Afghanistan. "Da geht's aber auch um sehr prekäre Geschichten", ein Aufwachsen, wie wir uns das gar nicht vorstellen könnten. Gleichzeitig gehe es andererseits um sehr konservative Weltbilder, gerade beim Thema Sexualität.
Mit dem ersten Tag der Jugendhaft an müsse nun die Therapie und Aufarbeitung der Verurteilten begonnen werden, die Einrichtungen hätten sich in letzter Zeit hier sehr professionalisiert. Aber wie schafft man es, dass solche Jugendliche gar nicht erst zu Tätern werden?
Laut Christoph Koss müsse das schon passieren, wenn Kinder zum ersten Mal auffällig werden. "Das beginnt im Kindergarten letztendlich." Trotzdem werde es immer Jugendliche geben, die gerade in der Pubertät kriminell werden – in jeder Gesellschaft.