Wien

Wieder gehen Eltern, Schüler und Lehrer auf die Straße

Diesen Dienstag gibt es in Wien schon wieder eine Demo. Eltern, Lehrer und Schüler kritisieren Kürzungen für viele Wiener Volks- und Mittelschulen.

Jochen Dobnik
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Am Dienstag wird am Heldenplatz und Minoritenplatz für eine bessere Schule demonstriert.
Am Dienstag wird am Heldenplatz und Minoritenplatz für eine bessere Schule demonstriert.
Starpix / picturedesk.com

Mit großer Sorge blicken viele Eltern schon jetzt auf das nächste Schuljahr 2022/23. Hintergrund sind die vor dem Sommer bekannt gewordenen Kürzungen für viele Volks- und Mittelschulen in Wien. "Diese führen zu einer massiven Verschlechterung des Unterrichts", ärgert sich Andrew Sherwin, Elternvereinsobmann und einer der Initiatoren der Bewegung "Bessere Schule jetzt!". 

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, geht's am kommenden Dienstag auf die Straße. Die Demonstration startet um 16:30 Uhr am Heldenplatz und endet um 18:30 Uhr am Minoritenplatz.

"Wir fürchten uns alle vor dem nächsten Schuljahr"

Keine verschränkten Ganztagsschulen, keine reformpädagogischen Konzepte, keine individuelle Betreuung und Förderungen, keine Gemeinde-Wien-Stunden (Freizeitstunden) für Lehrer und auch Integrationsklassen sind nur noch mit einer Schülerzahl von 25 möglich - "wir fürchten uns alle vor dem nächsten Schuljahr", fasst Sherwin die geplanten Kürzungen zusammen.

Er rechnet damit, dass zu den aktuellen 117 Verliererschulen im Schuljahr 2022/23 unzählige hinzukommen. Viele Mehrstufenklassen und das gesamte System der verschränkten Ganztagsschule stehen zur Disposition.

Kritik an der Bildungsdirektion

"Wir verstehen nicht, dass engagierte Eltern und Lehrer es schaffen in wenigen Monaten eine große Bildungsbewegung aus dem Boden zu stampfen, hingegen von Seiten der Bildungsdirektion bisher keine nachhaltige Dialogbereitschaft initiiert wurde", wundern sich Fanny Brunner und Jasmin Hammer, deren Kinder gemeinsam eine Integrations-Mehrstufenklasse an einer Ganztagsschule im dritten Bezirk besuchen.

"Die Integrationskinder in unserer Mehrstufenklasse wurden nicht wie bisher berechnet, sondern uns wurden alle Teamlehrerstunden für die Integrations-MSK explizit gestrichen. Es gibt keine Gespräche mit Schulen oder Eltern welche Wünsche, Ängste und Forderungen es gibt und wie man diese gemeinsam in sinnvolle Überlegungen für 2022/23 einfließen lassen kann."

Sorgen und Ängste werden größer

Die Planungen für das kommende Schuljahr beginnen bereits. Eigentlich müssten bis zum Beginn des Sommersemesters im Februar 2022 alle Änderungen und Zuteilungen feststehen, damit die Schulen auch entsprechend Zeit haben darauf zu reagieren. "Wir merken, im Koordinationsteam unserer Initiative, wie die Sorgen und Ängste immer größer werden", sagt Doris Pumm, Obfrau des Elternvereins der GTVS Pastinakweg.

Schon jetzt im Übergangsjahr wird an unserem Standort deutlich, dass die Gemeinde-Wien-Stunden, die im kommenden Schuljahr den Lehrer ganz gestrichen werden sollen, nicht wie angekündigt von Freizeitpädagogen 1:1 ersetzt werden können. Diese Unsicherheit ist für alle Betroffenen, allen voran für die Kinder, eine große Last.

Kleinere Klassen gefordert

Der Initiative "Bessere Schule jetzt!" geht es um rasche, langfristige und nachhaltige Änderungen im Schulsystem. Zentrale Punkte sind mehr Ressourcen für alle Wiener Volksschulen, eine echte Schulautonomie und keine Mangelverwaltung, der Erhalt und die Gleichbehandlung von Mehrstufenklassen und Integrations-Mehrstufenklassen.

"Außerdem keine Abschaffung der verschränkten Ganztagsvolksschule, kleinere Klassen für Integrationskinder, eine Anpassung des Berechnungsschlüssels von 25 auf 15 Kinder pro Klasse und Mitsprache der Schulen bei Entscheidungen der Bildungsdirektion", so Sherwin.