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Wiener entlarvt Anbieter & Käufer von Missbrauch im Web

Datenforscher Bernhard Haslhofer spürt mit seiner neuen Methode Anbieter und Konsumenten von Missbrauchsdarstellungen über Bitcoin-Zahlungsflüsse auf.

Sabine Primes
Mit Haslhofers Methode lassen sich die enorme Datenflut und die Finanzflüsse im Zusammenhang mit Missbrauchsdarstellungen automatisiert verfolgen und entschlüsseln.
Mit Haslhofers Methode lassen sich die enorme Datenflut und die Finanzflüsse im Zusammenhang mit Missbrauchsdarstellungen automatisiert verfolgen und entschlüsseln.
Getty Images/iStockphoto

Missbrauchsdarstellungen von Kindern werden heutzutage – wie zuletzt der Fall Teichtmeister gezeigt hat – vor allem im Darknet angeboten und gehandelt. Der Wiener Datenforscher und Krypto-Experte Bernhard Haslhofer hat ein Modell entwickelt, mit dem sich Anbieter und Betreiber einschlägiger Plattformen im Darknet ebenso aufspüren lassen wie Käufer. Vor kurzem hat Haslhofer die entwickelte Methode in Wien vorgestellt.

Im Gegensatz zum Clearweb, also dem normalen Internet, ist das Darknet nicht einfach so zugänglich, denn es wird ein spezieller Browser dafür benötigt. Auch Suchmaschinen wie Google & Co funktionieren in diesem Webspace nicht. Im Darknet bewegen sich Anwender weitestgehend anonym und verschlüsselt. Gerade für Menschen, die in Ländern mit eingeschränkter Informationsfreiheit leben, bietet es die Möglichkeit, an der Zensur vorbeizukommen. Zu dieser Gruppe gehören politisch Unterdrückte, Oppositionelle oder Journalisten und Whistleblower. Aufgrund der Anonymität wird es aber auch für illegale Geschäfte (Drogen, Waffen und kriminelle Dienstleistungen) genutzt. Das eigentliche Surfen im Darknet ist nicht illegal – es kommt darauf an, was man dort macht.

Datenflut und die Finanzflüsse nachverfolgen

Ausgangspunkt dafür ist ein in den Niederlanden entwickelter so genannter Crawler, eine spezielle Suchmaschine, die das Darkweb "durchackert" und bedenkliche Inhalte sichtet. Von rund drei Millionen Domains stehen derzeit etwa 258.000 in Bezug zu Material mit sexuellen Missbrauchsdarstellungen, das – im Tausch oder käuflich – zu erwerben ist. Abgerechnet wird dabei im Regelfall über die Kryptowährung Bitcoin. "Es ist daher das Um und Auf, so schnell wie möglich bei den Domains die Bitcoin-Adresse zu finden, über die die Geschäfte abgewickelt werden", erläuterte Haslhofer. Mit seiner Methode lassen sich die enorme Datenflut und die Finanzflüsse im Zusammenhang mit Missbrauchsdarstellungen automatisiert verfolgen und entschlüsseln, indem die Finanzströme zwischen den öffentlich einsehbaren Krypto-Konten von Konsumenten mit den Adressen der Anbieter verknüpft werden.

Millioneneinnahmen auf Kosten der Opfer

Hat man entsprechende Adressen aufgestöbert, sind die Strafverfolgungsbehörden am Zug, die mit Datenanfragen an die Exchange-Firmen die Herkunft der Gelder klären können. Das gestaltet sich durchaus vielversprechend, da die Server bei großen Anbietern in den USA und Europa liegen. "Die Masse des Darknet ist in europäischen Rechenzentren", weiß Thomas Goger, stellvertretender Leiter der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZBC), die seit vergangenem Juni mit CHS-Forschungsleiter Haslhofer kooperiert. Über 5.000 Verfahren hat die ZBC im Vorjahr geführt, eine Verfünffachung der Fallzahlen binnen zwei Jahren. "In der Mehrheit der Fälle wird nicht mit Geld, sondern mit anderem kinderpornografischem Material bezahlt", betont Goger.

Die Einkünfte, die sich mit dem Handel von Missbrauchsdarstellungen erzielen lassen, sind allerdings beachtlich. Die auf dem Missbrauch zurechenbaren Domains abgewickelten Bitcoin-Transaktionen entsprechen einem Geldwert von fast 100 Millionen Euro.