Die Fiaker sind seit Jahrhunderten Teil des Wiener Stadtbilds – so untrennbar mit der Hauptstadt verbunden wie das Wiener Schnitzel oder die berühmte Kaffeehauskultur. Doch immer wieder gerät in die Kritik, dass es die Pferde gerade in den heißen Sommermonaten unter den extremen Temperaturen in der Stadt aushalten müssen.
Tierschützer und Aktivisten fordern schon seit Längerem, die geltende Hitzeschutzgrenze für Fiakerpferde – derzeit bei 35 Grad – zu senken. Sie bekommen nun prominente Unterstützung: Cesár Sampson, Musiker und ehemaliger Eurovision Song Contest-Teilnehmer, hat eine Petition gestartet und fordert darin: Hitzefrei für Fiakerpferde – schon ab 30 Grad.
Zehn Jahre lang lebte Sampson in der Inneren Stadt – und er hat hautnah erlebt, wie die Hitze dort Jahr für Jahr zunimmt. "Ich denke mir schon lange, dass hier die Grenze erreicht ist. Auch Studien belegen, dass die Belastung für die Pferde immer größer wird. Es geht nicht nur um die gemessene Lufttemperatur, sondern auch um Faktoren wie aufgeheizten Beton und fehlende Luftbewegung. Es wird immer heißer, und ich finde, wir sollten uns Städten wie Brügge oder Berlin anschließen, mit der Zeit gehen und auf die Tiere achten", sagt der 41‑Jährige im "Heute"-Interview.
Konkret fordert er, dass Wiener Fiakerpferde bereits ab 30 Grad Hitzefrei bekommen. Maßnahmen, wie Unterstellmöglichkeiten für die Pferde, hält der Musiker ebenfalls für sinnvoll. Mit der Petition will er einen zivilgesellschaftlichen Impuls setzen. "Ich selbst kann nur darauf aufmerksam machen und hoffe, dass die Petition durchgeht", sagt er. Knapp über 200 Menschen haben sie bisher unterzeichnet.
Vor allem aus Wirtschaftskreisen und von den Fiakerfahrern selbst kommen Einwände. Sampson betont jedoch: "Es geht bei meiner Petition nicht darum, die Fiaker aus dem Stadtbild zu verbannen. Es geht einzig und allein um den Tierschutz und die Hitzebelastung für die Tiere – damit wir keine zusammenbrechenden Pferde sehen müssen." Konfrontation scheut der Musiker nicht: Noch während des "Heute"-Interviews sucht er am Stephansplatz das Gespräch mit Fiakerfahrern, um ihnen seine Argumente und Bedenken persönlich zu erklären.
Fiakerfahrer Emanuel, hält wenig von dem Vorschlag, die Hitzegrenze auf 30 Grad zu senken. "Ein gesundes Pferd hält die Temperatur locker aus. Wir schauen auch immer auf unsere Pferde und versorgen sie mit Wasser. Es ist gut, dass wir Gesetze haben, die dafür sorgen, dass es den Tieren gut geht. Hitzefrei ab 35 Grad ist in Ordnung, aber 30 Grad ist sinnbefreit", meint er gegenüber "Heute".
Unterstützung für seine Petition erhält Sampson von den Wiener Grünen. In der vergangenen Bezirksvertretungssitzung brachten die Grünen im 1. Bezirk einen Antrag zur Herabsenkung der Hitzegrenze ein – und setzten sich damit gegen die Stimmen von SPÖ, FPÖ sowie einzelnen Neos‑Mandataren durch. Mit der Mehrheit im Bezirk ist nun zumindest der Grundstein gelegt, damit das Thema weiter behandelt wird – und sich in Zukunft möglicherweise etwas ändert.
Sampson war selbst eine Zeit lang Mitglied im Bezirksclub der Grünen in der Inneren Stadt. Er ist zudem Botschafter der Jane-Goodall-Foundation, die sich weltweit für Arten‑ und Tierschutz engagiert. "Wenn ich Energie, Zeit und Kraft habe oder eine Initiative entdecke, die unterstützenswert ist, setze ich mich gern für verschiedene Anliegen ein", sagt er.