KI als "Komplize"

Wiener IS-Fan (18) holte sich Terror-Tipps bei ChatGPT

Der einstige Musterschüler war auf TikTok und mit ChatGPT in eine Welt der Terror-Verherrlichung abgedriftet, baute sogar eine Bomben-Attrappe.
Christian Tomsits
30.09.2025, 20:20
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Ohne Umschweife gestand Mohammed H. (18) am Dienstag bei seinem Terror-Prozess vor dem Richter den "schwersten Fehler" ein. Der ägyptisch-stämmige Bursche hatte sich rasend schnell im Kinderzimmer zum glühenden IS-Sympathisant "Abu Layeth" radikalisiert. Um kriminellen Online-Kontaktleuten zu imponieren, ließ sich der einstige Musterschüler einen Bart wachsen, versendete heimlich Fotos von sich in IS-Montur mit Tauhid-Finger, Machete und einer Luftdruck-Kalaschnikow.

Die gefundene „Sprengstoffweste“ und das IS-Foto mit Machete und Luftdruck-Gewehr
zVg

"Aus Spaß" hatte er aus einem Spielzeug-Heli eine täuschend echt aussehende Sprengstoff-Attrappe gebaut und hergezeigt. Daraufhin schlugen US-Geheimdienste Alarm. Am Handy des Burschen fanden Ermittler Chats mit Hintermännern, bei dem der 18-Jährige sogar Anschlagspläne auf die israelische Botschaft in Wien und ein schiitisches Zentrum angekündigt haben soll – wir berichteten.

Auf seinem TikTok-Account zeugte der Teenie seine menschenverachtende Gesinnung ungefiltert. Einem User drohte er laut Anklage: "Ich werde deinen Kopf rollen lassen – mit Allahs Erlaubnis werde ich dich aufschlitzen". Auch Protokolle mit Chat-GPT belasteten den Terror-Teenie, der von Michael Babic (Kanzlei Rast/Musliu) verteidigt wurde, schwer. Das KI-Tool ChatGPT sei damals "sein bester Freund" gewesen, so der Verteidiger. "Er hat sich teilweise die Finger wund getippt."

Und fast ausschließlich sei es dabei um radikalen Islam, Terror-Tipps und Infos zum IS gegangen. "Ich hab mich für das Thema interessiert und hab eben alles gefragt, was ich wissen wollte", erklärte der Angeklagte kleinlaut seine Konversationen mit der künstlichen Intelligenz, die Einblicke in die festgehaltene "fortgeschrittene Radikalisierung" erlaubten.

Trotz des Geständnisses des Burschen, seiner Reue und dem Fakt, dass seine Pläne nie auch nur im Ansatz in die Tat umgesetzt wurden, forderte der Staatsanwalt ein abschreckendes Urteil, meinte: "Das kann nicht toleriert werden." Doch Gericht gab dem jungen Mann, der ein halbes Jahr völlig isoliert in einer Einzelzelle gesessen war, die zweite Chance: Zwei Jahre teilbedingte Haft (8 Monate fest), eine baldige Entlassung mit Auflagen zum Schulbesuch und zur Deradikalisierung – rechtskräftig.

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