Nachdrückliche Warnungen vor einem 18-jährigen IS-Anhänger mit Sprengstoff-Kenntnis aus dem Ausland wurden in Wien ernst genommen: Am 9. April schnappte die Cobra hier einen mutmaßlichen Islamisten, der Bomben-Anschläge auf eine schiitische Moschee und ein Botschaftsgebäude geplant haben soll – wir berichteten.
Der ägyptisch-stämmige Musterschüler (18) – der sich für Schach und Comics interessiert –habe im Netz eine selbstgezeichnete IS-Flagge auf TikTok und Telegram geteilt sowie ein Foto von sich mit einem täuschend echten "Sprengstoffgürtel" und dem islamistischen Tauhid-Gruß gepostet. Zudem tauchte ein Bild auf, dass den Verdächtigen mit einem Gewehr und einer Machete vor einem Mekka-Bild zeigen soll – der 18-Jährige bestreitet, darauf abgebildet zu sein. Dennoch sprechen Geheimdienste von einem hohen Grad an Radikalisierung und möglich vorhandenem Sprengstoffwissen.
Der Abendschüler aus der Leopoldstadt soll eine Moschee in Rudolfsheim-Fünfhaus besucht haben, wurde später in einem islamischen Buchgeschäft daneben gefasst. Obwohl der 18-Jährige früher wegen Raubverdachts polizeilich in Erscheinung getreten war, soll er zuletzt sein Leben umgekrempelt haben und sich fleißig auf seine Matura vorbereiten.
Bei einer Razzia in seinem Kinderzimmer fanden Beamte jedoch keine Spuren von Sprengstoff. Die am Foto abgebildete "Sprengstoffweste" wurde im Kleiderschrank gefunden. "Kabel und Akku stammen von einem Spielzeughubschrauber, die Gewichtweste habe ich zum Trainieren verwendet", redete der 18-Jährige sich raus – mit dem Foto habe nur einen Sketch von YouTube mit einer Attrappe nachgespielt.
Im Verhör behauptete der intelligente Bursch, der sehr gut Schach spielen soll, mit Sprengstoff nichts am Hut zu haben. ("Ich habe höchstens einmal Piraten besessen"). Zwar habe er zum Gebet oft den Gebetsraum eines öffentlichen Spitals genutzt und auch Moscheen besucht, extremistisches Gedankengut lehne der von Top-Verteidiger Michael Babic (Kanzlei Rast/Musliu) vertretene junge Mann jedoch vehement ab.
Bis Mitte Mai wurde die U-Haft verhängt, danach will ihn sein Rechtsvertreter aus dem Häfn holen. "Vielleicht ist mein Mandant ein Schachgenie, aber definitiv kein Bombenbauer. Nichts in den Chats oder Fotos deutet auf tatsächliche Terrorpläne hin", so Babic. Die Ermittlungen laufen indes auf Hochtouren – derzeit wird weiter beschlagnahmte Mobiltelefon des Terrorbubis durchforstet. Spannend: Das Handy war mittels 14-stelligem Code verschlüsselt. Es gilt die Unschuldsvermutung.