Spatenstich bei der Schlossalm-Bergstation in Bad Hofgastein: Während die Bergbahnen in dem 12-Millionen-Projekt namens "Kleine Scharte" ein "neues Highlight" sehen, sind zahlreiche Politiker und Umweltschützer empört. Sie sehen die hochalpine Natur in Gefahr und finden es "absurd, dass derartige Großprojekte überhaupt genehmigt werden".
Für die Sprecherin der Salzburger Grünen, Martina Berthold, ist diese neue, alpine "Erlebniswelt" ein "Paradebeispiel für einen Tourismus, der aus der Zeit gefallen" ist. Fast 700 Restaurantplätze und eine digitale Museumswelt auf über 2.000 Metern – das habe "mit nachhaltigem Tourismus nichts zu tun".
Das "XXL-Restaurant" zeige einen "Ausverkauf unserer wertvollen Natur, der eine künstliche Alpenwelt und Overtourism befeuert". Viel wichtiger sei eine "zukunftsfähige" Tourismusstrategie. "Das sind wir unserer Natur, den Einheimischen und unseren Gästen schuldig", so Berthold im "Heute"-Talk.
„Hoffentlich ist es nicht ein Projekt, das nur für elitäre Schichten in einer heiklen Umgebung hingeklotzt wird.“Karin DollingerSalzburger SPÖ-Sprecherin für Umwelt, Natur und Tourismus
Auch die Salzburger SPÖ ist von dem Megaprojekt der Gasteiner Gastgeberfamilie Scharfetter (Hans Scharfetter ist ÖVP-Tourismussprecher im Landtag) wenig begeistert. "Ob dieser dann größter Gastronomiebetrieb des Gasteinertales gerade am Berg in mehr als 2.000 Meter Höhe stehen muss, ist nicht nur Geschmackssache", so Karin Dollinger, Umwelt-Sprecherin der SPÖ im Landtag zu "Heute".
Einerseits sei "die Investition da oben sicherlich herausfordernder als im Tal", andererseits frage man sich "nach dem Zweck". Denn bei Schlechtwetter müsse man nicht mit der Gondel zu einer Erlebniswelt fahren, man könne auch "in die Therme im Tal gehen", so Dollinger.
Abgesehen von Fragen zur landschaftlichen Verträglichkeit stellen sich wohl auch Fragen zur barrierefreien und allgemeinen Nutzung – insbesondere zu den dann zu bezahlenden Preisen. "Hoffentlich ist es nicht ein Projekt mehr, das dem Wettbewerb der Superlative dient (höher, schneller, weiter) und nur für elitäre Schichten in einer heiklen Umgebung hingeklotzt wird", so die SP-Politikerin.
Der Bau und der ganzjährige Betrieb der "Kleinen Scharte" mit nahezu 700 Restaurant-Sitzplätzen werde "zwangsläufig und dauerhaft die Tiere und Natur stören", warnt Greenpeace-Bodenschutzsprecherin Melanie Ebner. Mehr Tourismus bedeute eine noch stärkere Belastung für die ohnehin empfindliche Umwelt des Alpenraums.
"Die Alpen sind ein einzigartiger Rückzugsort für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Dieser muss geschützt werden, kein Lebensraum darf verloren gehen. Doch Bauprojekte und Eingriffe von uns Menschen gefährden gerade diese sensiblen Ökosysteme", so Ebner zu "Heute".
Die Betreiber der "Kleinen Scharte" verweisen auf nachhaltige Energieversorgung – mit "1.200 Quadratmetern an Photovoltaikanlagen". Geheizt werde "energieeffizient mittels Wärmepumpen". Bei den verwendeten Materialien und ausführenden Betrieben liege zudem ein "klarer Fokus auf kurzen Lieferketten".
„Nachhaltigkeit ist für uns kein Schlagwort, sondern gelebte Überzeugung", heißt es in einer Aussendung der Gasteiner Bergbahnen zu dem neuen Projekt.