Spaziergänger und Badegäste staunten im Frühsommer nicht schlecht: Immer wieder tauchte am Ufer des Pichlinger Sees in Linz eine Schildkröte auf. Besonders im Juni ließ sich das Tier regelmäßig blicken, zuletzt wurde es am 3. Juli gegen Mittag beobachtet. Seither herrscht Funkstille – neue Sichtungen gibt es nicht.
Bei der Schildkröte dürfte es sich um eine sogenannte Zierschildkröte (Chrysemys picta) handeln. Dieses nordamerikanische Exemplar wird gerne als Haustier gehalten, in Österreich kommt sie jedoch in freier Natur nicht vor. Experten vermuten daher, dass das Tier ausgesetzt wurde – kein Einzelfall, denn viele Halter unterschätzen Größe und Pflegeaufwand.
Im Sommer fand die Schildkröte am Pichlinger See offenbar beste Bedingungen vor. Doch ihre Überlebenschancen sinken mit dem nahenden Herbst. Anders als die heimische Europäische Sumpfschildkröte ist die nordamerikanische Art nur schlecht an lange, frostige Winter angepasst. Zwar könnte sie im Schlamm überwintern, doch ein strenger Winter oder Sauerstoffmangel im Wasser würden für sie lebensbedrohlich.
Der Pichlinger See sorgt immer wieder für tierische Schlagzeilen. Erst im Vorjahr zog ein 17-jähriger Angler einen riesigen Wels an Land – "Heute"-Leser gaben dem Fisch den liebevollen Spitznamen "Urzeit-Uwe". Nun sorgt die verschwundene Schildkröte für Rätselraten am See...