Er ist der neue Hoffnungsträger der Volkspartei und eine der ÖVP-Schlüsselfiguren in den Koalitionsverhandlungen: Wolfgang Hattmannsdorfer, Ex-Soziallandesrat in Oberösterreich und seit 1. Jänner 2025 neuer Generalsekretär der Wirtschaftskammer.
Aktuell verhandelt der 45-Jährige, der auch als aussichtsreicher Kandidat für ein Ministeramt gilt, für die ÖVP federführend den Themenbereich "Wirtschaftsstandort, Arbeit, Energie, Tourismus". Sein Gegenüber auf FPÖ-Seite ist der Nationalratsabgeordnete und Unternehmer Axel Kassegger. Diese Gruppe tagt erstmals am Donnerstag dieser Woche.
Im "Heute"-Interview erklärt Hattmannsdorfer, wie er jetzt in die Verhandlungen hineingeht und was er sich als Wirtschaftskammer-General von der künftigen Bundesregierung erwartet. Und dass es ein "enges Zeitkorsett" für die Regierungsgespräche gibt.
Wie ist die Stimmung bei den blau-schwarzen Verhandlungen?
In meiner Gruppe beginnen wir erst am Donnerstag mit den konkreten Verhandlungen. In diesem Bereich liegen die Parteien auf den ersten Blick nicht weit auseinander. Aber natürlich gibt es in den Verhandlungen Handlungsfelder, an denen wir anpacken müssen. Klar ist aus meiner Sicht als Generalsekretär der Wirtschaftskammer, dass die nächste Regierung nur eine Daseinsberechtigung hat, wenn sie eine klare Standortpolitik betreibt. Die österreichische Wirtschaft muss wieder anspringen, damit wir den Wohlstand halten können.
„Die nächste Regierung hat nur eine Daseinsberechtigung, wenn sie eine klare Standortpolitik betreibt“Wolfgang HattmannsdorferWirtschaftskammer-Generalsekretär (ÖVP)
An welche konkreten Maßnahmen denken Sie?
Wir wollen ein umfassendes Leistungspaket für Fleißige. Damit ist gemeint: Steuern runter auf Zuverdienst in der Pension und auf Überstunden. Wer bereit ist, länger oder mehr zu arbeiten, soll dafür belohnt werden. Und zum zweiten braucht es ein Wachstumspaket, damit Österreich international wieder wettbewerbsfähig wird. Die Exportwirtschaft ist die Triebkraft für Jobs und Einkommen – der Wohlstand ist nur haltbar, wenn wir unsere Produkte international verkaufen können.
„Wir wollen ein umfassendes Leistungspaket für Fleißige.“Wolfgang HattmannsdorferWirtschaftskammer-Generalsekretär (ÖVP)
Mit einer Steuersenkung soll Arbeiten über das Pensionsalter hinaus attraktiver werden?
Genau. Wir wollen Anreize für Ältere schaffen, länger in Beschäftigung zu bleiben. Mit einer Pauschalsteuer von 20 Prozent würde das Arbeiten in der Pension netto mehr wert. Leistungsträger, jene, die mehr arbeiten, sollen entlastet werden.
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, müssten die Lohnnebenkosten runter?
Ja – Lohnnebenkosten, Energie, überbordende Bürokratie: Alles, was den Standort teurer macht, müssen wir reformieren. Österreich hat im EU-Vergleich die dritthöchste Abgabenquote und die fünfthöchsten Lohnnebenkosten. Das müssen wir runterbringen!
„Brauchen eine Budgetkonsolidierung plus X“Wolfgang HattmannsdorferWirtschaftskammer-Generalsekretär (ÖVP)
Das muss aber auch finanziert werden – wo soll angesichts geplanter milliardenschwerer Sparmaßnahmen noch Geld für zusätzliche Investitionen herkommen?
Deshalb brauchen wir eine Budgetkonsolidierung plus X. Auf der einen Seite die für den Sparpfad notwendigen Maßnahmen – und dann noch etwas darüber hinaus: Damit wir die Pakete für Leistung und Wettbewerbsfähigkeit umsetzen können.
Wann sollen die Regierungsverhandlungen abgeschlossen sein?
Das kann ich nicht sagen. Und mit den inhaltlichen Gesprächen wurde ja erst diese Woche begonnen. Aber es gibt ein durchaus enges Zeitkorsett.