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Langweile in der WWE! Das muss 2019 besser werden

Wrestling im Jahr 2018 war nicht immer ein Vergnügen. Vor allem in der WWE gibt es sehr viel Verbesserungsbedarf.

Heute Redaktion
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Wir leben in schwierigen Zeiten für Wrestling-Fans! 2018 geht schön langsam zu Ende und wir blicken auf ein sehr durchwachsenes Jahr zurück. Das Marktführer-Produkt WWE lässt immer mehr nach, halbleere Hallen sind der Beweis dafür. Doch eine wirkliche Konkurrenz gibt es trotz ambitionierter Versuche nicht wirklich. Was muss sich in Zukunft ändern? Immerhin gibt es Hoffnung auf Besserung!

Das WWE-Jahr 2018 war geprägt von Ideenlosigkeit, einem unsichtbaren WWE-Universal-Champion Brock Lensar und verkauften PPVs nach Saudi Arabien und Australien. Es gibt schon schwer zu denken, dass Vince McMahon auf Legenden wie den Undertaker, Kane und Triple H zurückgreifen muss, um die Hallen halbwegs zu füllen. Sogar Shawn Michaels wurde aus der Pension geholt. Doch ist es wirklich notwendig Leute, die über 50 Jahre alt sind, in den Ring zu zerren, wenn man unfassbare Talente wie Seth Rollins, Dean Ambrose, Finn Balor, AJ Styles und Co. auf der Gehaltsliste stehen hat?

Im Prinzip hat jeder Wrestler im aktuellen Roster das Potenzial DER Superstar der aktuellen Generation zu werden. Kleine Beispiele gefällig? Elias, der mit seinem Musiker-Gimmick zuerst immer wieder die Fans in jeder Stadt beleidigt hatte, ist plötzlich auf dem Vormarsch. Auch Becky Lynch, die lange als Jobber in der Womens Division "versumpert" ist, ist momentan auf dem besten Weg zum weiblichen "Stone Cold Steve Austin" zu werden. Rollins, Ambrose, Balor, Bryan, Styles, Samoa Joe und Co. bräuchten auch nur eine gut durchdachte Storyline, um für Aufsehen zu sorgen.

Doch genau das ist das große Problem in der WWE. Der pensionsreife Vince McMahon ändert die Scripts und Ideen seiner (durchaus einfallsreichen) Writer ständig und in letzter Sekunde ab, sodass es einfach keine gut durchdachten Stories gibt. Warum hat zum Beispiel Shane McMahon den "WWE World Cup" in Saudi Arabien so kontrovers gewonnen? Es wurde nie wieder ein Wort darüber verloren.

Die Ansätze in der WWE sind teilweise wirklich gut, doch was die Fans wirklich begeistert, sind die gut erzählten Geschichten. Überraschungsmomente? Aktuell leider Fehlanzeige! Nach gefühlt jedem PPV sitzen wir um 5 Uhr Früh da und fragen uns: Hätte man das nicht in einer stinknormalen Raw- oder Smackdown-Folge abhandeln können?

Wenn man mit "Oldschool"-Fans über die aktuelle Wrestling-Landschaft diskutiert, dann heißt es immer, dass die Charaktere fehlen. Bret Hart, Hulk Hogan, Shawn Michaels, Lex Luger, Stone Cold, The Rock, usw... Eigentlich hätte man von jeder dieser Legenden eine moderne Version in der Hinterhand, die - vor allem technisch und physisch - noch einmal ein Level besser wäre, als ihr Vorgänger.

Was uns fehlt, das sind einfach die gut erzählten Geschichten! D-X, NWO, Austin vs. McMahon! Wo sind diese Sachen? An den Wrestlern liegt es sicher nicht, hinter den Kulissen muss sich endlich etwas tun. Es wird allmählich Zeit, dass Vince McMahon - bei allem Respekt für das, was er für das Business getan hat - das Zepter an Triple H abgibt. Bei NXT werden mit Bedacht und sehr sinnvoll Talente aufgebaut, die TakeOver-PPVs überflügeln ständig die eigentlichen WWE-Großveranstaltungen. Alleine das sollte den Verantwortlichen schon zu denken geben.

Triple H hat einfach ein Gespür für die aktuellen Bedürfnisse der Wrestling-Fans, das ist Vince McMahon komplett abhanden gekommen. Leider werden auch zu oft NXT-Talente unnötig verheizt! Man braucht nur bei Andrade 'Cien' Almas und SaniTY nachfragen, die nach ihrem Smackdown-Debüt nie wirklich einen Platz in den Sendungen bekommen haben.

Die Monday Night Raw Ausgabe vom 3. Dezember wurde im Netz als die schlechteste Episode aller Zeiten ausgewiesen. Das ist eigentlich ein Kunststück, weil man aus dem aktuell machthungrigen General Manager Baron Corbin und seinen Schergen Drew McIntyre und Bobby Lashley eine relativ gute Heel-Gruppe erschaffen hat. Klar hat man auch Pech mit der Verletzung von Braun Strowman und dem Leukämie-Ausfall von Roman Reigns, aber wann, wenn nicht jetzt könnte man endlich den Bullet-Club oder "Balor-Club" richtig launchen. Und nicht nur als Tag-Team-Partner für ein Match, sondern als freche Konstante in den Shows.

Auch bei Smackdown tut sich nicht wirklich viel, obwohl man eigentlich geniale Wrestler am Start hätte. Bis auf den zum Veganer-Heel geturnten Daniel Bryan gegen AJ Styles und Becky vs. Charlotte tut sich auch auf der Blue Brand nicht viel. The Miz, Jeff Hardy, Randy Orton, Samoa Joe - wir lassen diese Namen einmal so stehen. Bitter, dass dann Dance-Breaks und anderer Schwachsinn mehr Bühne bekommt, als potenzielle Wrestlemania-Main-Events.

Das große Problem und Dilemma in der aktuellen Zeit ist die fehlende Konkurrenz! Der größte Herausforderer ist eigentlich die eigene Entwicklungsliga NXT, wo schon Stars wie Aleister Black, Richochet, Adam Cole (Baby!!!!!) oder Velveteen Dream regelmäßig mit unfassbaren Leistungen aufzeigen und die Fans begeistern. Triple H macht als Boss dort alles richtig und gibt seinen Wrestlern auch spannende Charaktere.

Was tut sich eigentlich bei der Konkurrenz? TNA war lange Zeit mit dem Aces & Eights-Angle ein halbwegs ernsthafter Mitstreiter. Auch die Hardy Boyz, AJ Styles oder Bobby Lashley verdienten dort ihre Kohle. Irgendwann ging dort aber auch das Geld aus, immer wieder versucht man sich über Wasser zu halten. Die IMPACT Zone ist momentan eher ein Recycling-Becken für gescheiterte WWE-Stars. Dass man aber für weltweites Aufsehen sorgen kann, haben die Matt und Jeff Hardy mit ihrem "Broken"-Gimmick bewiesen.

Seit dem Wegfall der WCW - als sich Vince McMahons WWE und Ted Turners World Championship-Wrestling wöchentlich übertreffen wollten - fehlt einfach ein Gegengewicht zu World Wrestling Entertainment. Dieses könnte aber aktuell überraschenderweise aus Fernost kommen.

New Japan Pro Wrestling ist in Japan ungefähr das, was die WWE in Amerika ist. Allerdings besser, brutaler und ideenreicher! NJPW kooperiert mit der Indie-Promotion Ring of Honor und sorgt somit immer wieder für Überraschungen.

WWE-Urgestein Chris Jericho hat den Markt auch für sich entdeckt und tritt immer wieder bei NJPW-Events auf - das Internet explodiert regelmäßig. Kenny Omega und Cody Rhodes sind auch öfters mit dabei und sorgen für ein modernes Produkt.

Kein Wunder, dass die WWE vor allem Omega unbedingt abwerben möchte. Viele Wrestling-Fans weichen auch zu Lucha Underground aus. Im mexikanischen Tempel - der in Los Angeles steht - gibt es die brutalsten Matches derzeit, aber auch sehr übertriebene Stories.

Was wünschen wir uns für 2019? Bitte lieber Vince McMahon lass die kommende Wrestlemania-Season in den Händen der qualifizierten Writer und Triple H! Es gibt so viele geniale Wrestler, wohl die beste Generation aller Zeiten. Sie wollen nur gut eingesetzt werden.

Ein überraschender Royal-Rumble-Winner, ein würdiges Wrestlemania-Main-Event und bitte, bitte, bitte ganz viele gut durchdachte Storylines! Dann sind auch plötzlich die Hallen wieder voll, die TV-Rating gut und die Fans hyped!



Blog von Phillip Platzer, Sport-Redakteur bei "Heute", seit den frühen 1990ern aktiver Wrestling-Fan, der auch in "schlechten" Zeiten immer die Treue gehalten hat.