Was auf den ersten Blick wie ein simples Remaster aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als mehr: Nintendo hat mit "The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom – Nintendo Switch 2 Edition" an allen Ecken und Enden gefeilt, erweitert und modernisiert. Unser Test zeigt, wie sich Hyrule in der Next-Gen-Version entfaltet und warum sich sogar ein erneutes Durchspielen lohnt. Schon beim Start macht sich die Leistung der Switch 2 bemerkbar. Das einst in 30 Bildern pro Sekunde und mit reduzierter Auflösung laufende Abenteuer präsentiert sich jetzt in nativem 4K (im TV-Modus) und stabilen 60 Bildern pro Sekunde.
Der Unterschied zwischen den Versionen (Besitzer zahlen für das Update zehn Euro) ist frappierend: Bewegungsunschärfen gehören der Vergangenheit an, Animationen laufen geschmeidiger denn je, und die offene Welt von Hyrule zeigt sich so plastisch und detailliert wie in keiner Version zuvor. Auch im Handheld-Modus hat sich viel getan. Mit einer Auflösung von 1440p bei gleichbleibender Bildrate wirkt das Spiel auch unterwegs gestochen scharf und flüssig. Neben der reinen Auflösung hat Nintendo auch die Licht- und Schatteneffekte massiv verbessert. Dank einer neuen Global-Illumination-Engine leuchtet die Spielwelt nun realistischer.
Die Sonne taucht das Grasland in warme Töne, Bäume werfen detailreiche Schatten, und bei Nacht sorgt das Mondlicht für stimmungsvolle Atmosphäre. Besonders beeindruckend wirken die neuen Wettereffekte: Regen perlt glaubwürdig von Links Kleidung, Nebel zieht durch dunkle Wälder, und bei Sandstürmen in der Gerudo-Wüste sinkt die Sichtweite drastisch. Diese visuellen Details verleihen der Welt eine neue Ebene von Lebendigkeit, die man so in der Ursprungsfassung nie erlebt hat. Doch die optischen Upgrades sind nicht alles. Nintendo hat in der Version für die Nintendo Switch 2 auch erstmals HDR-Unterstützung integriert.
Wer über ein kompatibles TV-Gerät verfügt, wird mit leuchtenderen Farben und größerem Kontrastumfang belohnt. Lavaströme in Dungeons glühen intensiver, magische Effekte funkeln kristallklar, und Sonnenuntergänge wirken wie gemalt. Zudem sorgt eine leichte Raytracing-Implementierung für realistischer wirkende Spiegelungen auf Wasserflächen und metallischen Objekten. Zwar bleibt das Raytracing dezent, aber es bereichert das Spiel um subtile Tiefe und Authentizität. Ein weiteres Highlight ist die überarbeitete Steuerung. Die neuen Joy-Con 2 bieten ein deutlich präziseres Feedback, das "Tears of the Kingdom" clever nutzt.
Die adaptive HD-Haptik 2 sorgt dafür, dass man physisch spürt, wenn Link gegen einen Fels klettert, in kaltem Wasser schwimmt oder beim Parasegeln Turbulenzen ausgesetzt ist. Besonders in Kampfsituationen vermittelt das haptische Feedback eine unerwartete Nähe zur Action. Die Trigger reagieren zudem auf Widerstand: Ein gespannter Bogen bietet nun einen Druckpunkt, der sich mit der Aktion im Spiel deckt. An das Niveau der real-adaptiven Trigger der DualSense-Controller für die PlayStation 5 kommt das aber nicht heran. Im Vergleich zur Switch-Vorgängerversion ist der Unterschied beim Spielen dennoch deutlich spürbar.
Auch im Gameplay gibt es Neuerungen. Die Ultrahand, mit der Spieler Fahrzeuge, Flugobjekte oder Mechanismen konstruieren, wurde flüssiger gestaltet und um neue Funktionen erweitert. Praktisch: eine Rückgängig-Funktion, mit der sich Fehlplatzierungen sofort korrigieren lassen. Die Steuerung wirkt reaktiver, das Platzieren von Objekten geht intuitiver von der Hand. Für kreative Bastler ist das eine enorme Erleichterung und fördert das Ausprobieren. Auch das Schnellreisesystem wurde überarbeitet. Neben der Möglichkeit, mehrere Ziele gleichzeitig zu markieren, bietet die Karte nun dynamische Hinweise auf aktuelle Ereignisse in der Umgebung.
Wer einen Ort anpeilt, wird bei der Reise automatisch auf Gefahren, versteckte Schatztruhen oder Hilferufe von NPCs hingewiesen. Das führt zu einem dynamischeren Erkundungserlebnis, ohne dass man das Gefühl bekommt, an die Hand genommen zu werden. In Kombination mit den erweiterten Reisemöglichkeiten entfaltet sich eine neue Dimension der Freiheit. Technisch profitiert das Spiel zudem von der internen NVMe-Architektur der Switch 2. Ladezeiten sind nahezu verschwunden. Schnellreisen sind fast augenblicklich, das Betreten von Schreinen erfolgt ohne nennenswerte Wartezeit, und komplexe Dungeons werden nahtlos geladen.
Das sorgt für ein ununterbrochenes Spielerlebnis, das sich modern anfühlt. Wer will, kann in der Switch-2-Version nun auch zwei getrennte Speicherstände anlegen – etwa, um mit einem das auf der Switch begonnene Abeneteuer auf der Switch 2 fortzusetzen und mit dem anderen einen ganz neuen Durchlauf zu starten. Auch der Sound wurde deutlich aufgewertet. Neben einer verbesserten Dynamik und Klarheit bietet das Spiel jetzt 3D-Audio. Das heißt: Wer mit einem kompatiblen Headset spielt, hört genau, ob ein Gegner sich von hinten anschleicht, ob der Wind von links durch die Bäume zieht oder eine Felslawine aus der Ferne heranrollt.
Die akustische Kulisse von "Tears of the Kingdom" wirkt epischer und emotionaler als je zuvor. Ein weiteres neues Feature ist die App-Integration. Wer die optionale App für das Spiel nutzt, bekommt am Mobilgerät Zusatzinhalte. Prinzessin Zelda erzählt etwa Erinnerungen zu besuchten Orten, während man durch die Schauplätze läuft und es gibt eine Navigations-Funktion mit Stimmausgabe, die den Weg zum gewünschten Ort oder interessanten Zielen beschreibt. Auch das Speichern und Teilen von Bauplänen wurde verbessert: Mit QR-ähnlichen Codes lassen sich Konstruktionen schnell mit Freunden oder der Community teilen.
Neben der "Zelda Notes"-App gibt es für die Switch 2 auch gleich noch die amiibo der vier Weisen als neue Gadgets für das Game. Bei der Handlung bleibt die Switch-2-Version wiederum dem Original eins zu eins treu. "Tears of the KIngdom" setzt einige Zeit nach "Breath of the Wild" an – und bietet natürlich jede Menge Anspielungen darauf. Zwingend muss man den Vorgänger aber nicht gezockt haben, um das Game zu verstehen. Im Land Hyrule, das sich von den Schrecken aus "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" erholt und in dem sich die Bewohner ein neues, friedliches Königreich aufbauen wollen, ist die Ordnung noch recht fragil.
Da kommt es gerade zum unpassendsten Zeitpunkt, dass Protagonist Link und die titelgebende Prinzessin Zelda unter dem Schloss Hyrule düstere Geheimnisse entdecken und damit auch gleich eine uralte Macht entfesseln. Und schon gilt es erneut, das Königreich zu retten, denn ein gewaltiges Erdbeben bricht Teile des Landes auseinander und lässt ganze Gebiete in der Luft schweben, andere Regionen wiederum bedrohlich in Abgründe sinken. Doch nicht nur das: Link wird bei den Geschehnissen schwer verletzt, von Prinzessin Zelda getrennt und erwacht ohne seine im Vorgänger erworbenen Stärken auf einer schwebenden Insel. Und so startet man los.
"Tears of the Kingdom" auf der Nintendo Switch 2 ist weit mehr als ein technisches Upgrade. Es ist die definitive Fassung eines der besten Spiele der letzten Dekade. Mit deutlich verbesserter Technik, durchdachten Komfortfunktionen und neuen Features zeigt Nintendo, was mit der Switch 2 möglich ist. Wer das Spiel schon auf der alten Konsole geliebt hat, wird es hier neu entdecken. Und wer es bisher verpasst hat, bekommt nun die ultimative Gelegenheit, ein modernes Meisterwerk in seiner besten Form zu erleben. Einziger Wermutstropfen: Besitzer der Originalversion erhalten kein kostenloses Upgrade und werden erneut zur Kasse gebeten.