Die Kika/Leiner-Pleite war eine der gigantischen Insolvenz-Fälle der vergangenen Monate. Am 29. Jänner schlossen die letzten 17 Filialen des traditionsreichen Möbelunternehmens für immer. Mehr als 3.000 Mitarbeiter waren betroffen.
Auch Michael S. (Name der Redaktion bekannt) erlitt diesen harten Schicksalsschlag, er war in der beliebten Filiale in Wien-Penzing (Hadikgasse) tätig. "Ich habe 24 Jahre für die Firma gearbeitet, bis zum Schluss den Kunden die Treue gehalten", sagt der Mann aus dem Bezirk St. Pölten zu "Heute". Das Ende kam abrupt, "aber nicht als großer Schock", für den ehemals stolzen Mitarbeiter, "so chaotisch wie der Leiner zum Schluss war." Jetzt, im Alter von mehr als 50 Jahren, muss S. einen neuen Job suchen.
Als wären das nicht genug Sorgen, kommen schon die nächsten, "der Frust ist bei vielen von uns sehr groß!“ Es geht um die Endabrechnung. "Im März habe ich die komplette Abrechnung von der Arbeiterkammer erhalten, wir haben diese kontrolliert und die Abrechnung freigegeben", sagt Michael S. Die ausständigen Auszahlungen lassen sich in zwei Gruppen teilen: Lohn und Abfertigung.
Der Insolvenzentgeltfonds schüttete relativ rasch aus: "Mitte April wurden die ausstehenden Gehälter bezahlt – dafür sind wir sehr dankbar." Michael S. ist dennoch schwer verärgert: "Die Abfertigung wurde bis heute nicht ausbezahlt!" S. ist kein Einzelfall, "da gibt es Hunderte wie mich." Regelmäßig fragt der ehemalige Leiner Angestellte bei der Arbeiterkammer an: "Seit damals werden wir von Woche zu Woche vertröstet. Es heißt: 'in 1-2 Wochen wissen wir mehr', oder 'vielleicht Mitte Juli aber eher Ende Juli' –der Unmut der Belegschaft wird immer größer."
Noch frustrierender. Einige melden sich direkt bei dem Insolvenzentgeltfonds. Dort hören sie: "Wir haben gerade so viel zu tun und zu wenige Mitarbeiter." Das Mitgefühl, so wird es "Heute" berichtet, ist eher gering. Warum? Weil die gesetzliche Frist für die Auszahlung noch nicht vorbei ist. Aber: "Nach dem Jobverlust, viele haben ja kein Geld auf der Seite. Ich denke an arme alleinerziehende Mütter – wie sollen die es schaffen?", fragt sich Michael S.
Für ihn bleibt es völlig unverständlich: "Der Frust wird immer größer, zum Schluss bleibt der Zorn auf Leiner", sagt Michael S., "wir haben allem zugestimmt, eigentlich brauchen die für die Überweisung nur auf ein Knopferl drücken – das Geld liegt ja im Fonds."
"Heute" fragte bei der Arbeiterkammer NÖ an, sie vermittelt zwischen dem Insolvenzfonds und den Mitarbeitern: "Die Auszahlung der monatlichen Löhne und Gehälter, die die Arbeitnehmer:innen ja für die Bestreitung ihrer laufenden täglichen Ausgaben dringend brauchen, werden meist vorrangig erledigt", lässt uns Ingrid Anzeletti wissen, sie leitet das Referat Insolvenz der Arbeiterkammer NÖ.
Aber: "Im Vergleich dazu sind bei Beendigungsansprüchen – dazu gehört neben der Urlaubsersatzleitung und der Kündigungsentschädigung auch die Abfertigung alt – jedoch zeitaufwändigere und umfassendere Prüfungsschritte erforderlich. Erfahrungsgemäß erfolgt innerhalb von sechs Monaten ab Antragstellung im Großteil der Fälle die endgültige Erledigung." Nachsatz: "Auf die Dauer des Verfahrens haben wir leider keinen Einfluss."
Auch mit einem Betriebsrat nahm "Heute" Kontakt auf. Auch hier herrscht völliges Unverständnis über die Auszahlungsdauer: "Die Abrechnungen sind längst fixiert, die Zettel waren schon im März fertig, da ändert sich nichts mehr." Seine aktuelle Information aus dem Insolvenzfonds: "Die älteren Mitarbeiter bekommen ihr Geld frühestens Mitte August – wegen dem Personalabbau sei es sehr schwierig, sagte man mir und auch wegen KTM sei man im Stress."
„Habe mir es nicht ausgesucht, dass die Firma zusperrt!“Betriebsrat
Der Arbeitnehmervertreter weiter: "Ich versteh jeden Mitarbeiter, der dort anruft und Druck macht – diese Menschen brauchen ihr Geld." Die Information, dass man sowieso noch innerhalb der gesetzlichen Frist liege lässt er nicht gelten: "Laut Gesetz haben die Zeit, aber ich habe mir es nicht ausgesucht, dass die Firma zusperrt!"