Heftig wird der "Zoll-Deal" der EU mit den USA diskutiert. US-Präsident Donald Trump drohte zunächst eine Handels-Katastrophe an: Alle Waren, die aus der EU in die USA verkauft werden, sollten mit 30 % Zoll belegt werden. Am Sonntag kam der große Knall: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Trump präsentierten die Lösung. Es sollen "nur" mehr 15 % sein. Verhandelt wurde dieser Deal ausgerechnet auf dem Golfplatz von Donald Trump im schottischen Turnberry.
"Heute" fragte nach beim heimischen Parade-Unternehmer Josef Zotter. Wie trifft das neue Zoll-Diktat den Schokoladen-König? "Ob die Amerikaner kaufen oder nicht, das ist mir scheißegal", sagt er. Er meint, sein Unternehmen konzentriere sich jetzt hauptsächlich auf andere Märkte. Bis vor wenigen Jahren exportierte das Süßigkeiten-Imperium 60 % der Ware ins Ausland. Aktuell sind es nur mehr 40 %.
"Investieren trauen wir uns in den USA nicht mehr", sagt Zotter zu "Heute". Die Ungewissheit ist zu groß. Jeder zusätzliche Prozentpunkt macht die Schokolade teurer, das muss ja schließlich jemand zahlen."
Das Hauptproblem ist für diesen Betrieb nicht unbedingt der Zoll. Trump verteuerte schon zuvor die Exporte: "Wegen der Sparmaßnahmen bei US-Behörden, ist die Zollabwicklung viel teurer geworden." Früher habe er eine Palette Schokolade in Graz abgegeben und zwei Tage später sei sie bereits im Shop in den USA gewesen – inklusive Transport und aller Zoll-Formalitäten, "jetzt dauert das bis zu vier Wochen – pro Tag und Palette kostet das 200 Euro", klagt Zotter. Das Resultat: Noch weiß niemand – auch nicht die Kollegen vor Ort – wie es mit dem Amerika-Business weitergeht.
Zotter-Schokoladen sind weltbekannt. 500 verschiedene Schokosorten gibt es (Erdnuss Karamell, Mandarine Tonka oder Schnitzel mit Reis), 31 Millionen Euro Umsatz macht die steirische Produktion mit etwa 220 Mitarbeitern. In den USA gibt es einen eigenen Zotter-Onlineshop mit bis zu zehn Mitarbeitern (nicht direkt von Zotter betrieben), der eigens aus der Steiermark beliefert wird.
"Es ist die Zeit der De-Globalisierung", wiederholt Zotter mehrmals in unserem Gespräch. Dabei versprüht er Optimismus: "Wir haben einen geilen Markt! Europa muss sich jetzt zusammenfinden, das ist eine große Umwälzung."
Trump ist – zumindest für das Süßwaren-Mastermind aus Riegersburg – dabei keine Variable mehr: "Und wenn er doch 30 Prozent Zoll verlangt, dann soll er das machen. Wir sind uns dann sicherer, dass wir den europäischen Markt stärken."
Seine überraschende Aussage: "Ich sehe goldene Zeiten." Er sieht viele und große Chancen, wenn Europa stärker zusammenhält: "Ich merke es an unserem Unternehmen, wir wachsen nach wie vor. Das haben wir sogar während Corona geschafft. Man muss dynamisch bleiben. Wenn sich eine Tür öffnet, dann muss man halt reinschauen. Mit kleineren Strukturen da bist du viel dynamischer – das soll auch in Österreich die Botschaft sein. Es sollen sich nicht alle fürchten!"
Für ihn ist jetzt klar: "Ich war früher beseelt von Offenheit und Dynamik in den USA, aber das muss man jetzt alles hinterfragen. Wir investieren jedenfalls nur noch in Österreich."
Trump- und Zoll-Fans jedenfalls empfiehlt der Schoko-Tausendsassa im Spaß eine bestimmte Sorte aus seinem Sortiment: "Hirn mit Ei."