"Die schicken mir eine Nachricht, ich sei nicht zu Hause – bevor sie überhaupt anläuten." Was wie ein Missverständnis klingt, ist für einen sehbehinderten Grazer laut "Kleiner Zeitung" längst bitterer Alltag.
Der ältere Herr wohnt mitten in der Altstadt, sieht laut eigenen Angaben nur noch zu fünf Prozent und ist Dialysepatient. Er bestellt regelmäßig online, doch seine Pakete kommen oft nicht bei ihm an.
"Es ist mir jetzt zum achten Mal passiert", ärgert sich der Steirer in der Tageszeitung. Statt vor seiner Wohnung landen die Sendungen regelmäßig in der Postfiliale in der Neutorgasse – trotz vorhandener Haus-Postbox und trotz eines gut sichtbaren Zettels an der Tür: "Bitte ins zweite Stockwerk bringen."
Besonders ärgerlich: Auf eben diesem Zettel finde er dann oft die Benachrichtigung, dass er angeblich nicht daheim gewesen sei. Für ihn bedeutet das teure Taxifahrten – heuer bereits um 250 Euro.
Während klassische Briefe problemlos ankommen, hapert es laut dem Grazer immer wieder bei der Paketlieferung: "Manchmal klappt es, manchmal nicht."
Die Post erklärt, dass Zustellversuche genau protokolliert werden. Der Zusteller – stets derselbe – habe zuletzt geklopft, aber niemand habe geöffnet. Trotzdem gelobt man Besserung:
"Wir haben den Zusteller nun zusätzlich sensibilisiert und darauf hingewiesen, dass der Empfänger körperlich beeinträchtigt ist und mitunter mehr Zeit zum Öffnen der Türe benötigen kann", wird die Post in der "Kleinen Zeitung" zitiert.
Heißt auch: "Der Zusteller wird in Zukunft länger anläuten und sich mehr Zeit bis zum Öffnen der Wohnungstür nehmen. Darüber hinaus werden wir zusätzliche Qualitätskontrollen durchführen."
Die Post verweist außerdem auf eine hohe Erstzustellquote: In mehr als neun von zehn Fällen klappt die Zustellung beim ersten Versuch. Dennoch überlegt der Grazer, mit einem Anwalt gegen die Post vorzugehen.