Science

Deshalb wachen wir auf, kurz bevor der Wecker klingelt

Schon wieder fünf Minuten vor dem Wecker wach gewesen? Das liegt an der "inneren Uhr" – sozusagen. Der eigentliche Grund ist aber weit komplexer.

24.11.2022, 10:54
Ein Zusammenspiel der "inneren Uhren" und das Stresshormon ersetzen manchmal den Wecker.
Getty Images/iStockphoto

Der Wecker ist gestellt, schließlich darf man den Flieger oder das wichtige Meeting am nächsten Morgen unter gar keinen Umständen verpassen. Doch noch bevor der Alarm erklingt, sind die Augen offen. Ein Phänomen, für das es tatsächlich einen wissenschaftlichen Grund gibt.

Ausschlaggebend ist hier unser Schlaf-wach-Rhythmus, der fest in unseren Genen verankert ist und uns schon seit Urzeiten hilft zu Überleben.

Batterien für den nächsten Tag aufladen

Während der Dunkelheit, wenn unser Sehvermögen nachlässt und die Welt um uns herum gefährlicher wird, ziehen wir uns an einen sicheren Ort zurück. Früher waren das Höhlen, heute ist das für gewöhnlich ein gemütliches Bett. Die Zeit ohne Licht nutzt unser Körper dann für regenerative Prozesse, um für den nächsten Tag gewappnet zu sein – anders gesagt: wir schlafen.

Damit das reibungslos klappt, entwickelte der Mensch mehrere "innere Uhren", die im Gleichklang mit dem äußeren Hell-Dunkel-Rhythmus ticken.

Jedes Organ hat eine eigene Uhr

Diese "inneren Uhren" spielen eine wichtige Rolle, wenn es um das Einschlafen und Aufwachen geht. So hat, vereinfacht gesagt, jedes Organ eine eigene Uhr. Die Bauchspeicheldrüse passt ihre Insulin-Produktion an die Tageszeit an. Die Uhren im Fettgewebe regulieren die Speicherung und den Abbau von Fetten.

Die "Hauptuhr" sitzt allerdings im Gehirn: Der Nucleus suprachiasmaticus ist für den rhythmischen Verlauf der Körperfunktionen verantwortlich und steht auch in enger Absprache mit den anderen "inneren Uhren". Wachen wir auf, bevor der Wecker klingelt, verdanken wir das dem Gleichklang all unserer körpereigenen Uhren.

Das passiert mit deinem Körper, wenn du nicht schläfst

Stresshormon weckt uns auf

Eine besondere Rolle spielen dabei aber auch das Hormon Melatonin und der Botenstoff Kortisol. Während am Abend das Hormon Melatonin im Körper immer mehr zunimmt, um uns schläfrig zu machen und die Nachtruhe vorzubereiten, wird ab etwa der Hälfte des Schlafes, die Produktion von Kortisol in die Höhe gefahren.

Das Stresshormon setzt nicht nur Energiereserven frei, es aktiviert auch den Stoffwechsel und erhöht den Blutzuckerspiegel sowie den Eiweißumsatz - es bereitet uns somit auf das Aufstehen vor. Und manchmal bereitet es uns eben so gut vor, dass wir vor unserem äußeren Signal - dem Wecker - schon wach werden. Das belegen sogar wissenschaftliche Studien.