Es ist laut. Es duftet. Und es ist verdammt lecker. In der Westbahnstraße 21 wird nicht einfach gekocht – hier wird gelebt, wie in den engen Gassen Neapels. Espresso dampft, Öl brodelt, Stimmen überschlagen sich auf Italienisch. Willkommen bei "Diegos Street Food Neapolitano" – dem vielleicht süditalienischsten Ort Wiens.
Hier servieren Davide de Luca und seine Frau Katia Rellino nicht bloß Essen, sondern Erinnerungen: an heiße Nachmittage in Neapel, an Straßen voller Leben und an Omas Küche. "Viele sagen, sie machen die Augen zu – und sind wieder daheim", erzählt Davide. "Das ist für mich das Schönste."
Was auf den Tisch kommt, könnte auch direkt von einem Marktstand am Golf von Neapel stammen: Arancini, außen goldbraun, innen duftend nach Safran und Käse. Mozzarella in Carrozza, deren Knusperpanade beim Hineinbeißen kracht. Panini mit würziger Salsiccia e Friarielli, die dampfend aus der offenen Küche gereicht werden.
Der Star? Die Pizza fritta – luftig, fettig, sündhaft gut. Und wer’s süß mag: Sfogliatella Riccia, warm, mit Ricotta und Vanillecreme, oder ein Cornetto mit Pistazienfüllung, das wie Urlaub schmeckt. Alles hausgemacht oder direkt aus Neapel geliefert. "Wir frittieren sogar Panini – weil wir’s können", lacht Davide.
Die Theke ist voll, jemand ruft "Due caffè!", das Sieb schnellt ein, der Dampf zischt – und 20 Sekunden später steht ein schwarzer, starker, ehrlicher Espresso um einen Euro am Tresen. Kein Schickimicki. Kein Marketing-Gag. Sondern echtes Napoli-Lebensgefühl im Miniformat. "Der Kaffee bringt die Leute zusammen. Wie in Italien", sagt Davide. "Man kommt, plaudert, trinkt, lacht – und geht wieder. Oder bleibt den ganzen Nachmittag."
"Diegos" ist mehr als ein Restaurant. Hier treffen sich Neapolitaner, Wiener, Italienfans und hungrige Spaziergänger. Es wird laut gerufen, wild gestikuliert, heiß serviert. Man kennt sich, oder lernt sich kennen. Und genau so soll es sein. "Ich wollte nie ein steriles Lokal – sondern ein echtes Stück Neapel", sagt Davide. "Mit allem, was dazugehört: Chaos, Liebe, Essen, Espresso – und Familie."
Die Liebe zum Detail endet nicht am Tresen. Davide will wachsen – und junge Landsleute mitnehmen. Viele, die in Österreich leben, arbeiten unter ihrem Potenzial. Er will ihnen Jobs geben, Wohnungen, ein Zuhause. "Wir zeigen ihnen, dass man auch mit Herz und Hand Erfolg haben kann", sagt er.
Alles, was bei "Diegos" serviert wird, ist handgemacht – von dem Arancino bis zum Cornetto. Nichts tiefgekühlt, nichts zugekauft. Nur Geschmack, Geschichte – und ganz viel Gefühl.