Was als tragischer Verkehrsunfall begann, könnte nun ein Verbrechen ganz anderer Dimension sein. Mehr als ein Jahr nach einem tödlichen Crash im Mühlviertel ermittelt die Justiz plötzlich wegen Mordes – gegen jenen Lenker, der damals bereits verurteilt worden war. Darüber berichtet die "Krone" am Montag.
Der folgenschwere Unfall ereignete sich am 21. Oktober 2024, kurz nach 3 Uhr früh. Auf der B 126 bei Hochbuchedt, dort wo eine Überholspur beginnt, kam ein damals 22-jähriger Autolenker aus Alberndorf im Haselgraben mit seinem Skoda auf die Gegenfahrbahn. Er war von Linz in Richtung Bad Leonfelden unterwegs, aus der Gegenrichtung kam ein 58-jähriger Linzer. Neben ihm saß eine 34-jährige Frau aus Linz. Sekunden später krachten die Fahrzeuge frontal zusammen.
Der 58-Jährige musste von Einsatzkräften aus dem völlig zerstörten Auto geborgen werden. Schwer verletzt wurde er ins UKH Linz eingeliefert, dort starb er wenig später. Seine Beifahrerin erlitt schwere Verletzungen, auch der junge Unfalllenker wurde verletzt.
Vor Gericht wurde der damals 22-Jährige später wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen und zu einer Geldstrafe verurteilt. Wie es zu dem folgenschweren Fahrmanöver gekommen war, blieb jedoch ungeklärt. Der Alberndorfer gab an, sich an den Moment des Unfalls nicht erinnern zu können.
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Nun aber sorgt der Fall für eine dramatische Kehrtwende. Der junge Mann soll den Tod des Opfers womöglich bewusst in Kauf genommen haben – oder sogar absichtlich herbeigeführt haben.
Nach dem Unfall litt der 22-Jährige massiv unter den Geschehnissen, unternahm einen Suizidversuch und begab sich in psychotherapeutische Behandlung. Dort soll es laut seinem Anwalt zu brisanten Aussagen gekommen sein. "Dort soll er dann gegenüber der Therapeutin davon gesprochen haben, dass er schon immer jemand sterben habe sehen wollen", so Anwalt Manfred Arthofer. Die Therapeutin leitete diese Informationen an die Justiz weiter. Zwar gilt grundsätzlich die Schweigepflicht, doch bei Verdacht auf schwere Straftaten wie Mord greift eine gesetzliche Ausnahme.
Die Staatsanwaltschaft Linz reagierte umgehend. "Das Verfahren wurde wieder eröffnet. Es wird wegen Mordes und Mordversuchs ermittelt", bestätigt Sprecher Florian Roitner gegenüber der "Krone". Nun werden sowohl der Beschuldigte als auch Zeugen erneut einvernommen. Der Verdacht: Der Lenker könnte bewusst in den Gegenverkehr gefahren sein, um einen Menschen zu töten.
Der Verteidiger des 22-Jährigen zeigt sich empört. "Der junge Mann war in einer psychischen Ausnahmesituation, hatte gerade einen Suizidversuch unternommen und Medikamente bekommen. Aus seinen Aussagen jetzt einen Mord zu konstruieren, ist schon ein starkes Stück", kritisiert Arthofer scharf.
Die Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang. Dennoch wurde der Verdächtige bereits in Untersuchungshaft genommen. Ob es tatsächlich zu einem neuen Prozess kommen wird – und wann – ist derzeit offen. Die Staatsanwaltschaft hält sich dazu bedeckt.