Nach Voodoo Jürgens Hilferuf

100 Jahre Tradition! Nachfolger für Kult-Wirt gefunden

Nach Hilferuf und Voodoo-Unterstützung ist klar: Das Gasthaus Stafler lebt weiter – nun als "Zum Bretschneider" mit zwei Haubenköchen.
Christoph Weichsler
12.09.2025, 11:42
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Noch vor wenigen Monaten hing das Schicksal des Meidlinger Kult-Wirtshauses am seidenen Faden. Das Gasthaus Stafler, seit mehr als 100 Jahren fixer Bestandteil des Bezirks, musste im Herbst 2024 zusperren. Der Grund: eine schwere Erkrankung von Wirtin Marie Stafler, die gemeinsam mit ihrem Mann Georg das Haus geführt hatte. Für viele Stammgäste war es ein Schock – das Ende eines Lokals, das mit seiner originalen Einrichtung und seinen Südtiroler Schmankerln als echtes Juwel galt.

Die letzte Hoffnung war ein Posting auf Facebook. In einem emotionalen Hilferuf baten die Wirtsleute darum, ihr Lebenswerk zu retten. "Es ist alles da – man müsste nur aufdrehen und loslegen", schrieben sie. Tatsächlich war das Wirtshaus voll ausgestattet: Küche, Schank, Genehmigungen, sogar ein unbefristeter Mietvertrag um 2.000 Euro brutto. Doch die Zeit drängte – bis Ende Juni sollte sich ein Nachfolger finden – wir berichteten.

Voodoo Jürgens schaltet sich ein

Dann geschah etwas Unerwartetes: Austropop-Star Voodoo Jürgens teilte auf Facebook den Hilferuf mit den Worten "Will das wer retten?".  Und ausgerechnet er, dessen Song "Heite grob ma Tote aus" längst Kultstatus hat, setzte ein Zeichen.

Das Posting ging viral. Plötzlich standen 40 Bewerber auf der Matte. Aus einer scheinbar aussichtslosen Situation wurde eine Geschichte voller Hoffnung – und Wien zeigte, dass es seine Beisl-Kultur nicht kampflos hergibt.

Neuer Name, neues Leben

Nun ist klar: Das Gasthaus bleibt nicht Geschichte. Wie der "Standard" berichtete, haben die Gastronomen Jürgen Sattler und Klaus Silberbauer übernommen. Die beiden kommen aus der Haubenküche, verabschiedeten sich aber bewusst vom Fine Dining und wollen mit bodenständiger Wirtshausküche punkten.

Seit vergangener Woche ist das Lokal wieder geöffnet – unter dem Namen "Zum Bretschneider", eine Hommage an die legendäre Schank aus den 50er-Jahren, die gleich beim Eingang steht. "Das Lokal ist ein Kulturgut, das wir bewahren wollen", betonen die Neo-Wirte.

Wirtshauskuchl statt Haute Cuisine

Die Speisekarte liest sich wie eine Liebeserklärung an die Wiener Küche: Schnitzel, Altwiener Backfleisch, faschierte 'Laberl', Spinatknödel oder Zucchinilaibchen. Sommelier Silberbauer sorgt für eine ausgewogene Weinkarte, mit Schwerpunkt Österreich, aber auch Tropfen aus Italien, Frankreich und Deutschland.

Ein Stück Wiener Identität lebt weiter

An der originalen Einrichtung änderte sich nichts: Holzvertäfelung, alter Dielenboden, braune Schank. All das bleibt – und mit ihm auch ein Stück Wiener Identität. Für die Stammgäste bedeutet das: Es darf wieder gegessen, getrunken und geplaudert werden.

Und so wurde aus einem letzten Hilferuf ein Neustart – mit viel Symbolkraft. Oder wie es im Wiener Schmäh heißt: Heite grob ma Tote aus – und manchmal eben auch ein Wirtshaus.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 12.09.2025, 11:53, 12.09.2025, 11:42
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