Jan Raunigger hat einen Traum. Der 19-Jährige will als erster Österreicher den Sprung in die Major League Baseball schaffen. Am Montag kam der Pitcher der Traiskirchen Grasshoppers seinem Ziel einen Schritt näher. Er checkte in Phoenix (US) bei einem MLB-Talente-Casting ein – als einer von nur 14 Europäern.
Im "Heute"-Interview verrät der Youngster, warum gerade er ausgewählt wurde, was er sich erhofft – und wie er seinen Wurfarm in Schwung bringt.
Jan, als erstes rot-weiß-rotes Talent hast du die Einladung für die "Major League College Showcase Tour" angenommen. Wie kamen sie auf dich, was ist deine große Stärke?
"Ich durfte schon zwei Mal beim sogenannten 'Educational Development Tournament' teilnehmen – dort sind die 90 besten Talente Europas dabei. Letztes Jahr waren wir in London, heuer in Barcelona. Später habe ich dann die Einladung für Phoenix bekommen. Die Gefühle sind sofort in mich reingeschossen, ich konnte kaum klar denken. Denn es war schon eine riesige Überraschung. Warum gerade ich genommen wurde? Ich denke, ich habe mich Jahr für Jahr weiterentwickelt, man sieht, dass sich etwas tut. Ich werde stärker, bewege mich besser. Das ist den Scouts wichtig."
Europäer sind in der MLB rar. Hand aufs Herz: Wie realistisch ist es, dort aufzulaufen?
"Es wird sehr, sehr schwierig. Denn selbst wenn man gesignt wird, startet man nicht gleich in der MLB, sondern muss sich hocharbeiten. Man beginnt im College oder der Minor League, dort gibt es dann mehrere Stufen. Man kann aufsteigen, aber auch wieder abrutschen. Im Endeffekt schaffen es nur acht Prozent von jenen, die einen Vertrag bekommen, zu einem MLB-Einsatz. Aber das ist mein großes Ziel, es ist der Traum eines jeden Baseballers."
Wie geht es im Idealfall nach den zwei Wochen in den USA weiter?
"Ein Traum wäre ein Scholarship für ein College, damit ich in den USA studieren und gleichzeitig auf hohem Niveau Baseball spielen kann. Ein Studium in Physiotherapie oder Sportwissenschaften – so etwas in diese Richtung würde mich interessieren."
Du bist 19 Jahre jung – was machst du abseits des Baseball-Platzes?
"Seit Februar habe ich einen Job – bei meinem Coach. Er ist zugleich Leiter des Reise- und Tropeninstituts in Wien. Ich habe einen Teilzeitjob gesucht, den ich mit Baseball verbinden kann. Das haben wir gut hinbekommen."
Kann man in Österreich vom Baseball leben?
"Nein. Nur die zwei Imports im Verein werden bezahlt. Für uns ist es Freizeit und Hobby."
Du bist Pitcher, kratzt beim Werfen an der 90-Meilen-Schallmauer, das entspricht rund 145 km/h. Wo ist das Limit, wie hart werfen die Besten der Welt?
"Mein bislang schnellster Wurf wurde mit 89 Meilen pro Stunde gemessen. Im Schnitt schaffen die Profis etwa 94 Meilen. Die Spitze liegt bei 105 (169 km/h, Anm.), das schaffen aber nur wenige."
Wie viele Würfe machst du pro Spiel?
"Zwischen 90 und 100. Diese Saison war ich oft Starter und habe viele Innings absolviert. Wir haben Geräte und Sensoren, die das Wurftempo tracken. Wenn das nachlässt und man müde wird, sollte man aufhören, um Verletzungen zu vermeiden. Darauf achten unsere Coaches."
Wie trainierst du deinen Wurfarm?
"Während der Saison mache ich explosives Training mit wenig Gewicht. In der Off-Season schwereres Krafttraining, um Substanz aufzubauen."
Du musst nicht nur hart, sondern auch präzise und mit Effet werfen. Wie gelingt das?
"Das ist eine Frage der Routine. Man muss seinem Körper vertrauen können. Wenn man ihn bei der explosiven Wurfbewegung machen lässt und die Augen auf das Ziel gerichtet sind, wird der Ball dorthin gehen."
Hattest du als Kind Vorteile bei der Schneeballschlacht?
"Nicht wirklich. Denn Schneebälle zerbrechen leicht, sie sind nicht so hart wie ein Baseball. Außerdem habe ich erst mit 13 Jahren mit Baseball begonnen. Vorher war ich Geräteturner, habe Karate gemacht und Schlagzeug gespielt. Dann bin ich beim Baseball geblieben und habe mit allem anderen aufgehört."
