60 Jahre lang war der Würstelstand der Brüder Sedlak in der Operngasse Treffpunkt der Nachtschwärmer in Wien. Ob nach dem Kino, dem Club oder einfach zwischendurch – hier gab’s Käsekrainer, Gulasch und ein Stück Stadtleben. Heute ist der Rollladen unten, das Licht aus. Der Traditionsstand wartet seit 1,5 Jahren auf einen Imbiss-Profi, der ihn wieder zum Leben erweckt.
In seinen besten Zeiten betrieb die Familie Sedlak bis zu zwölf Würstelstände quer durch Wien – ein echtes kleines Imperium. Heute sind nur noch zwei Standorte aktiv: der Ursprungsstand auf der Mariahilfer Straße/Ecke Amerlinggasse (1060 Wien) und jener am Naschmarkt Nr. 1 (1060 Wien).
"Unser Vater hatte immer den Traum, einen Würstelstand zu führen", erinnert sich Alexander Sedlak im Gespräch mit Heute. "Als ich ein Jahr alt war, haben sie den ersten Schein auf der Mariahilfer Straße gekauft – zu zweit, ohne freien Tag."
Der dritte Standort steht leer – seit mittlerweile eineinhalb Jahren. Der Grund: Die langjährige Mitarbeiterin, die den Stand geführt hatte, ging nach Jahrzehnten in ihre wohlverdiente Pension.
"Sie war eine echte Stütze, immer verlässlich. Nach ihrem Abschied haben wir beschlossen, den Standort nicht mehr selbst weiterzuführen", erzählt Sedlak. "Aber wir würden uns wünschen, dass jemand weitermacht – es wäre schade, wenn der Platz verloren geht."
Die Branche hat sich verändert. "Das Geschäft ist schwächer geworden", sagt Sedlak. "Es gibt sehr viele Stände – Kebab, Pizza, Nudel, alles. Die Konkurrenz ist groß." Früher war der Würstelstand ein fixer Treffpunkt im Wiener Alltag, heute muss man um jeden Gast kämpfen.
Hinzu kommen die steigenden Kosten. "Die Registrierkassa ist nicht das Problem, aber die Bonpflicht, die Auflagen, die Personalkosten – das alles macht es schwer." Die Ausgaben steigen, während die Einnahmen gleich bleiben.
Ein zusätzliches Problem: Die Stadt Wien vergibt keine neuen Standplätze mehr. "Der Würstelstand ist zwar Kulturerbe, das freut uns natürlich – aber neue Lizenzen gibt’s nicht", erklärt Sedlak.
"Gerade deshalb sollte man schauen, dass die, die’s noch gibt, erhalten bleiben. Es wäre schade, wenn so eine Wiener Tradition verschwindet", sagt er. Die Familie will ihre verbleibenden zwei Stände weiterführen – aber die dritte Location braucht neue Hände.