Verfassungsschutz alarmiert

16-Jähriger plante in Telegram-Gruppe Morde an Juden

Der Verfassungsschutz warnt: Islamismus, Spionage und Radikalisierung nehmen rasant zu – immer öfter sind Jugendliche betroffen.
Christoph Weichsler
27.05.2025, 07:38
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Er war gerade einmal 16 Jahre alt – und bereits fanatisiert. Laut aktuellem Verfassungsschutzbericht gründete der Jugendliche im Jahr 2024 eine rechtsextreme Telegram-Gruppe. Dort hetzte er gegen Juden, Muslime und rief zu Tötungsfantasien auf.

Die Chatgruppe zeigte, wie früh und radikal Jugendliche mittlerweile indoktriniert werden – und wie sehr das Internet zur Brutstätte für Extremismus geworden ist. Der Fall des 16-Jährigen ist kein Einzelfall – und bildet den schockierenden Auftakt des neuen Sicherheitsberichts.

"Größte Bedrohungslage für Österreich"

Der Verfassungsschutzbericht 2024 zeichnet ein alarmierendes Bild der Sicherheitslage. Der islamistische Extremismus gilt laut Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) als "größte Bedrohungslage" für Österreich. Besonders seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 habe sich die Lage verschärft. Die Radikalisierung junger Menschen finde zunehmend online statt – gezielt, perfide und vernetzt.

"Nach dem 7. Oktober kam es zu einer zunehmenden Dynamisierung der Online-Radikalisierung von Jugendlichen", sagte Karner bei der Präsentation am 26. Mai. 215 Tathandlungen, 68 Hausdurchsuchungen und 28 Festnahmen verzeichnete die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) im Vorjahr im Bereich islamistischer Extremismus.

Linke und rechte Gewalt eskaliert

Doch nicht nur Islamisten sorgen für Angst. Auch die rechtsextreme Szene wird brutaler: Die Zahl der Anzeigen stieg um 23 Prozent. Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Waffenbesitz – an 260 Orten rückte der Verfassungsschutz aus. Dabei geht die Vernetzung der Szene inzwischen weit über Österreich hinaus – offline wie online.

Erschreckend auch der Anstieg im Bereich Linksextremismus: 214 Taten – ein Plus von 120 Prozent. Die Täter schlagen gezielt gegen politische Gegnerinnen und Gegner sowie Institutionen zu. Körperverletzungen und Sachbeschädigungen dominieren die Bilanz.

"Radikalisierung hat sich verdoppelt!"

Staatssekretär Jörg Leichtfried zeigte sich besonders besorgt über die digitale Dimension: "Die Radikalisierung im Internet hat sich seit 2022 mehr als verdoppelt!" Soziale Medien würden von Extremisten gezielt genutzt, um Kinder und Jugendliche zu ködern – mit manipulativen Methoden.

"Wir brauchen eine klare strategische Herangehensweise gegen Extremismus und Radikalisierung, die frühzeitig erkennt, isoliert und entgegenwirkt", forderte Leichtfried. Die digitale Welt sei längst ein Schlachtfeld im Kampf um die Sicherheit des Landes.

Österreich im Visier fremder Geheimdienste

Zunehmend wird Österreich auch Ziel ausländischer Spione. Laut DSN fließen sensible Informationen ins Ausland – ein Risiko für das internationale Ansehen. "Auf hybride Bedrohungen antworten wir mit hybrider Sicherheit", erklärte DSN-Chef Omar Haijawi-Pirchner. Neben Spionage wächst auch die Gefahr durch illegale Waffenlieferungen. Österreich ist dabei nicht nur Transit-, sondern auch Quellland. Besonders im Fokus stehen Güter, die potenziell für Massenvernichtungswaffen verwendet werden könnten – sogenannte Dual-Use-Güter.

Die Bedrohung macht auch vor Ministerien, Unternehmen und Parlamentariern nicht halt. Hunderte Beratungsgespräche mit Betreibern kritischer Infrastruktur wurden geführt, über 1.300 Sicherheitsanfragen von Unternehmen beantwortet. Zudem gab es vermehrte Bedrohungen gegen Politiker. Der Staatsschutz musste gezielte Schutzmaßnahmen setzen, um Anfeindungen, Angriffe und Einschüchterungen zu verhindern.

Sicherheit als Prozess, nicht als Zustand

Ein Lichtblick: Prävention bleibt zentrales Instrument der DSN. Mit Programmen wie RE#work und Netzwerken wie dem BNED wird auf gesamtgesellschaftliche Zusammenarbeit gesetzt.

DSN-Direktor Haijawi-Pirchner betont: "Sicherheit ist kein Zustand, Sicherheit ist ein Prozess." Und weiter: "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, dass Österreich auch in Zukunft sicher bleibt – durch vorausschauendes Handeln, entschlossene Prävention und strategische Vernetzung."

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 27.05.2025, 07:42, 27.05.2025, 07:38