Zahlreiche Begrünungsprojekte laufen derzeit in Wien – das Motto: Weniger Asphalt, mehr Grün. Doch diese Vorhaben kosten einiges an Geld. Experten denken nun über neue Finanzierungsmodelle nach – Private und Banken könnten hier in Zukunft helfen.
Bis zu 25.000 Euro kann ein Baum in Wien kosten. Mit welchen Ausgaben man pro Pflanze tatsächlich zu rechnen hat, hängt von mehreren Faktoren ab: Soll der Baum dort gepflanzt werden, wo vorher Asphalt war? Liegen Leitungen darunter? Das alles erklärt Stadtgartendirektor Karl Hawliczek im ORF-Podcast "Stadtwandel". Natürlich gibt es laut ihm auch deutlich günstigere Bäume, doch auch diese seien kein Schnäppchen. Unter den günstigsten Bedingungen käme man auf rund 3.000 Euro pro Baum – inklusive Personalkosten. Nicht zuletzt ist das Geld der Grund dafür, dass die Begrünung der Stadt bloß langsam voranschreitet, wie auch Planungsdirektor Thomas Madreiter betonte.
Ein Lösungsvorschlag von Expertinnen und Experten lautet nun: Private könnten in die Finanzierung eingebunden werden. Bernhard Scharf von der Universität für Bodenkultur (BOKU) erklärt im ORF, dass man diese Option mit Anreizen für Investoren attraktiv machen könnte – beispielsweise mit dem Großflächenbonus. Ein Beispiel hierfür liefere die Biotope City. Hier haben sich die Bauträger entschlossen, besondere Qualitäten in die Außenraumgestaltung zu setzen, durften dafür auf größerer Fläche als zuerst vorgesehen bauen.
90 Prozent der Grünrauminvestitionen würden derzeit von der öffentlichen Hand finanziert, sagte Doris Schnepf vom Unternehmen Green4Cities im ORF. Für sie ist klar: Nur einzelne Straßen zu begrünen reicht nicht, man müsste die Umgestaltung ganzer Grätzel finanzieren. Dort sollten alle Nebenstraßen, Hauptstraßen und Plätze mitgeplant werden, um die kostengünstigsten und besten Plätze für Begrünung besser zu erkennen.
Eine weitere Möglichkeit: Die Grätzel definieren klar messbare Ziele – zum Beispiel, dass die gefühlte Temperatur an einem Fleck um zehn Grad reduziert werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, gäbe es einen Vorfinanzierer. Dabei könne es sich um Private sowie um Banken handeln. Die Wirkung wird dann überwacht – erst wenn diese durch physikalische Daten bestätigt wurde, kommt es zu Rückzahlungen.
Für die Umsetzung braucht es ein Unternehmen oder einen Verein, der gemeinsam mit den Grätzelbewohnerinnen und -bewohnern Maßnahmen plant – über Eigentumsgrenzen und Planungsdisziplinen hinweg. Dabei geht es nicht nur um Begrünung, sondern auch um thermische Sanierungen, Umbauten im Straßenuntergrund und weitere Schritte, die zur Klimawende beitragen. Anschließend beantragt die Organisation die konkreten Bauprojekte und übernimmt die Finanzierung.
Doris Schnepf hat dafür im Rahmen eines Förderprojekts das Konzept des "Grätzeltransformers" entwickelt – in Zusammenarbeit mit den Städten Wien und Korneuburg sowie der TU. Derzeit wird das Modell in Melk erprobt. Die Pläne befinden sich noch in der Feinabstimmung: Zwar liegen nicht überall Baubewilligungen vor, doch die Projektpartner haben sich bereits auf einen Masterplan geeinigt. "Es gibt die Idee, das nun praktisch umzusetzen: einen Verein zu gründen, mit einem Vorfinanzierer zusätzliche Mittel zu mobilisieren und das Ganze juristisch, finanziell und mit Wirtschaftsprüfern begleitet zu testen und zu optimieren."
Wenn die Ziele erreicht werden, springt für den Investor im besten Fall ein Plus heraus. Wer dieses Plus – also die Zinsen – bezahlt, wird in Melk gerade getestet. Derzeit stehen einige Vorschläge im Raum: Durch den Umbau profitieren angrenzende Immobilienentwickler, ohne selbst aktiv werden zu müssen – etwa durch eine automatische Wertsteigerung ihrer Objekte. Diese Effekte könnten zur Gegenfinanzierung der Investitionen beitragen. Ebenso profitieren Versicherungen: Da die umgestalteten Straßen besseren Hochwasserschutz bieten, sinkt ihr Risiko und damit auch die auszuzahlenden Schadenssummen.
Für Schnepf steht fest: Man muss neue Ansätze bei der Finanzierung ausprobieren. "Jetzt haben wir eine derartige Notwendigkeit, dass man hier mit allem, was wir wissen, einfach mal was austesten sollte – und dann wird man sehen, was passiert", so die Expertin im ORF. Beim derzeitigen Tempo bräuchte es mehrere Jahre, um die Stadt umzubauen – Zeit, die man nicht hätte.