Preis-Schock beim Öffi-Ticket

365-Euro-Ticket in Gefahr – Ludwig prüft Erhöhung

Die Stadt prüft derzeit mögliche Preisänderungen beim 365-Euro-Ticket. Im Sommer fällt im Zuge des Budgets eine Entscheidung.
Christoph Weichsler
16.06.2025, 11:26
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Die 365-Euro-Jahreskarte war lange ein Symbol für soziale Stadtpolitik. Ein Euro pro Tag für alle Öffis in Wien – international gefeiert, von den Wienern geliebt. Doch wer jetzt ins neue Regierungsprogramm von SPÖ und Neos schaut, sucht das Erfolgsmodell vergeblich. Auch Bürgermeister Michael Ludwig verlor in seiner großen Antrittsrede kein Wort über das Ticket. Für viele ein deutliches Zeichen: Die Ära des günstigen Öffi-Fahrens könnte bald zu Ende gehen.

Dabei galt das Ticket lange als politisches Aushängeschild der Stadt. Eingeführt 2012 unter Rot-Grün, sorgte es für einen Boom bei den Öffi-Nutzern. Es wurde nie teurer – trotz Inflation, steigender Betriebskosten und sinkender Einnahmen. Doch genau das könnte sich bald ändern. Denn jetzt wird erstmals offen über eine mögliche Preiserhöhung gesprochen.

Ludwig kündigt offene Budgetprüfung an – auch bei Öffis

Am Rande einer Pressekonferenz platzte dann die Bombe. "Wir müssen überall sparen", sagte Bürgermeister Ludwig zuletzt deutlich. Der Öffentliche Verkehr sei von den bisherigen Preisanpassungen (Valorisierungen) ausgenommen gewesen – das werde man sich jetzt anschauen. Es sei zu klären, "welche Erhöhung nötig ist". Eine solche Aussage gab es in dieser Deutlichkeit noch nie. Und sie lässt aufhorchen – vor allem bei allen, die täglich mit Bus, Bim oder U-Bahn unterwegs sind.

Konkret bedeutet das: Die 365-Euro-Garantie gilt nur noch bis Ende 2026. Was danach kommt, ist offen. Eine Verdoppelung des Ticketpreises – wie sie laut einer Berechnung des "Kurier" durch Inflation gerechtfertigt wäre – scheint politisch unrealistisch. Aber eine Erhöhung um 100 bis 150 Euro liegt laut Experten klar auf dem Tisch. Dann würde das Ticket künftig zwischen 465 und 515 Euro kosten.

Stadt würde Millionen sparen – Öffi-Fahrer zahlen drauf

Für die Stadt Wien wäre das eine dringend benötigte Budgetentlastung. Laut aktuellen Berechnungen muss das Rathaus jedes Jahr rund 200 Millionen Euro zuschießen, um den günstigen Preis zu ermöglichen. Eine Preiserhöhung um nur 100 Euro würde der Stadt laut Experten bereits 80 Millionen Euro pro Jahr bringen. In Zeiten wachsender Ausgaben und steigender Schulden wäre das ein willkommener Schritt – für die Fahrgäste aber ein bitterer.

Die Rechnung ist einfach: Je mehr die Menschen zahlen, desto weniger muss die Stadt beisteuern. Und obwohl es offiziell noch keine Entscheidung gibt, verdichten sich die Anzeichen, dass im Sommer Nägel mit Köpfen gemacht werden. Dann wird über das Stadtbudget verhandelt – und das Kultticket könnte dabei zur Verhandlungsmasse werden.

Finanzstadträtin Novak zeigt sich zurückhaltend

Auch die neue Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) lässt alle Türen offen. Ihr Sprecher sagte zu "Heute", dass noch viele Gespräche geführt würden. Eine finale Entscheidung sei noch nicht gefallen. Aber: Im Sommer werde es eine Budgetabstimmung in der Stadtregierung geben – dort werde man sich das Thema dann genau ansehen. Das bedeutet: Die endgültige Antwort kommt in wenigen Wochen.

Wird aus dem 1-Euro-Ticket bald ein 1,30-Euro-Ticket?

Noch ist nichts fix. Doch zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt wackelt das Prestigeprojekt wirklich. Für viele Wiener war das 365-Euro-Ticket mehr als ein einfacher Fahrschein – es war ein Versprechen, dass Mobilität leistbar bleibt. Wenn dieses Versprechen jetzt bröckelt, könnte das politisch teuer werden.

Eines steht fest: Die rot-pinke Stadtregierung steht vor einer Entscheidung mit Symbolkraft. Behält Wien sein Vorzeigeprojekt bei – oder kippt man es zugunsten leerer Stadtkassen? Spätestens im Sommer wird klar sein, ob Wiens Öffi-Fahrer bald deutlich mehr zahlen müssen.

{title && {title} } CW, {title && {title} } 16.06.2025, 11:26
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