Kein Essen, kein Wasser – und das auf engstem Raum bei teils brutaler Hitze: So soll eine Schlepper-Gruppe 2023 Hunderte Migranten durch Österreich transportiert haben. Einer der mutmaßlichen Schlepper (41) musste sich am Donnerstag noch einmal am Linzer Landesgericht verantworten.
Der angeklagte Tunesier soll gemeinsam mit anderen Tätern die fast 400 – konkret zumindest 391 – Migranten von Ungarn aus durch Österreich nach Deutschland geschleppt haben. Der 41-Jährige soll die Fahrten dabei organisiert, aber auch teilweise selbst durchgeführt haben.
Außerdem war er laut Anklage auch als Lenker eines vorausfahrenden Spähautos im Einsatz. Und für das Ganze soll er noch dazu richtig abgecasht haben: Pro geschleppter Person habe er zwischen 500 und 3.000 Euro kassiert.
Im Zuge des Prozesses wurde ihm auch schon vorgeworfen, der Kopf der Bande gewesen zu sein. Schon im März saß der 41-Jährige in Linz auf der Anklagebank, bestritt damals alle Vorwürfe und bekannte sich nicht schuldig. Am Donnerstag wurde der Prozess fortgesetzt.
Und wieder zeigte sich der Beschuldigte gefasst – und redefreudig: "Ich will heute alles auspacken", sagt er am Vormittag. Die anderen Täter hätten immer gewollt, dass er mit ihnen arbeitet. Dass seine Bekannten Schlepper waren, habe er gewusst.
Immer wieder betonte der 41-Jährige bloß "ungewollt geholfen" zu haben. Die anderen Täter hätten ihn mit der Info, dass ältere Frauen unter den Geschleppten sind, dazu gebracht mitzumachen. Die Damen hätten ihm leid getan: "Da bin ich schwach geworden. Es tut mir wirklich leid."
Zwei Mal habe er den Schleppern dann geholfen. Ein Zeuge erklärte, der Angeklagte sei an keinen Fahrten beteiligt gewesen. Der 41-Jährige habe "nur Standorte geschickt" – sprich die Route, die die Schlepper-Autos fahren sollen. Dem 41-Jährigen, für den die Unschuldsvermutung gilt, drohen zwischen einem und zehn Jahren Haft.
Am Donnerstag wurde der Prozess erneut vertagt. Ein Zeuge war nicht erschienen "und den brauchen sie offenbar", so Gerichtssprecher Paul Tumfart gegenüber "Heute". Das Verfahren soll im September fortgesetzt werden.