Nach seiner Entscheidung für eine Fortsetzung der rot-pinken Fortschrittskoalition mit den Neos nutzte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SP) die Pressekonferenz am 5. Mai im Arkadenhof des Rathauses, um ein Thema anzusprechen, das vielen unter den Nägeln brennt – Jugendkriminalität.
Während sich die Aufmerksamkeit der meisten auf künftige Ressortverteilungen und Koalitionsfragen richtete, wurde Ludwig bei einem Nebensatz plötzlich ernst – und sprach Klartext: "Es gibt Kinder mit 1.000 Anzeigen – das kann so nicht weitergehen!"
Ludwig machte deutlich, dass es sich um besonders auffällige Minderjährige handelt, oft unter 14 Jahren, die noch nicht strafrechtlich belangt werden können. Dennoch hätten sie teils hunderte Straftaten wie Diebstähle, Sachbeschädigung oder Körperverletzung begangen.
"Wir sprechen nicht von ein paar Lausbubenstreichen, sondern von schweren Delikten – begangen von Kindern", so Ludwig. Die geschätzte Zahl der besonders auffälligen Fälle liege laut Stadt bei 30 bis 50 Kindern.
Klar sei für ihn: Es brauche geschützte, sozialpädagogische Einrichtungen, in denen diese Kinder nicht einfach am Abend verschwinden könnten. Den Begriff "Camps" lehnte Ludwig dabei ausdrücklich ab:
„Ich will keine Camps. Aber diese Kinder brauchen intensive Betreuung – zum Schutz für sich selbst und für die Gesellschaft.“Michael LudwigWiener Bürgermeister (SP)
Dafür brauche es aber auch rechtliche Möglichkeiten und den politischen Willen, frühzeitig einzugreifen.
Ludwig kündigte an, dass die Stadt gemeinsam mit der Kinder- und Jugendhilfe, der KFA, der Medizin-Uni, der Ärztekammer und der ÖGK an konkreten Konzepten arbeite. Doch vieles liege beim Bund:
👉 Es brauche gesetzliche Rahmenbedingungen,
👉 mehr Personal in sozialen Einrichtungen,
👉 und mehr finanzielle Mittel.
"Wir dürfen diese Kinder nicht aufgeben – aber wir dürfen auch nicht zusehen, wie sie ihr eigenes Leben und das anderer zerstören", sagte Ludwig.
NEOS-Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr zeigten sich zuletzt ebenfalls offen für neue Konzepte im Umgang mit Jugendgewalt. Das Thema soll laut Ludwig Teil der Koalitionsverhandlungen sein, die am 6. Mai beginnen.
Ziel sei es, in drei bis vier Wochen ein fertiges Regierungsprogramm zu präsentieren – inklusive Maßnahmen gegen Jugendkriminalität.