Es war ein Tag, der alles veränderte: Bei einem Arbeitstauchgang im Wasserbecken des Kraftwerks Simmering verlor der 32-jährige Berufstaucher Karl – genannt Karli – plötzlich die Verbindung zur Oberfläche. Die Funkverbindung brach ab, kurz darauf wurde er leblos geborgen. Die Todesursache ist bis heute ungeklärt.
Zurück blieben Schock, Trauer – und eine junge Frau, die im Oktober ihr erstes Kind zur Welt bringen wird, ohne den Vater des Kindes.
Nach dem tödlichen Unfall riefen die Österreichische Wasserrettung Perchtoldsdorf, bei der Karli jahrelang als Tauchreferent und Schwimmlehrer tätig war, sowie seine Angehörigen eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben. Ziel war es, der schwangeren Partnerin in dieser Ausnahmesituation zumindest finanziell beizustehen.
Was dann passierte, übertraf alle Erwartungen: Über gofundme.com wurden in wenigen Tagen fast 50.000 Euro gesammelt. Hunderte Menschen spendeten, schrieben Nachrichten, drückten ihre Anteilnahme aus – viele von ihnen kannten Karli nicht persönlich, waren aber tief berührt vom Schicksal der Familie. Teilweise spendeten gewisse Personen bis zu 2.000 Euro!
Die Eltern von Karli zeigten sich bewegt von der Unterstützung. "Wir sind sehr dankbar für all diese Anteilnahme", sagen sie. Es sei für sie ein Zeichen dafür, "was für ein großer Zusammenhalt besteht". Dass so viele Menschen helfen wollten, sei "eine Ehre, die unserem Sohn zukommt" – und eine, die ihn "zutiefst gefreut hätte".
Auch seine Lebensgefährtin findet Worte für den Schmerz – und für die Kraft, die ihr nun viele spenden: "Dieser tragische Schicksalsschlag hat unser Leben von heute auf morgen auf den Kopf gestellt", sagt sie. "Diese unglaubliche Welle an Unterstützung ist überwältigend – und wir sind sehr dankbar für all den Zuspruch, der uns Kraft schöpfen lässt."
Auch bei der Wasserrettung ist die Anteilnahme groß. Karli war fünf Jahre lang fixer Bestandteil des Teams in Perchtoldsdorf – verlässlich, verantwortungsvoll, stets mit einem Lächeln. Dass sein Tod so viele Menschen bewegt, ist für seine früheren Kameraden keine Überraschung.
Christian K. von der Wasserrettung Perchtoldsdorf betont: "Es war uns ein Anliegen, die Familie in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen." Die Resonanz auf die Kampagne habe alle überwältigt. "Es zeigt, dass in Momenten der Not die Gemeinschaft zusammenkommt, um zu helfen."
Karli wird sein Kind nie kennenlernen. Aber dieses Kind wird aufwachsen mit der Gewissheit, dass sein Vater viele Menschen berührt hat – und dass diese Menschen nicht weggesehen haben, als Hilfe gebraucht wurde.
Die Kampagne ist nun beendet. Doch das Zeichen bleibt: In einer Zeit voller Schmerz war auch Platz für große Menschlichkeit.