Kolumne GesundheitsTrends

Älterwerden - haben wir alle Angst davor?

Eine aktuelle Studie zeigt: Fast 7 von 10 Frauen fürchten sich davor, älter zu werden. Anlass genug, das tief verwurzelte Frauenbild zu hinterfragen.
Nastassja Offenbacher
16.05.2025, 15:49
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Was bedeutet Älterwerden eigentlich – für mich, für dich, für uns alle? Ich habe mir diese Frage in den letzten Tagen oft gestellt. Auslöser war eine Pressekonferenz in Wien, bei der es um das Älterwerden von Frauen ging. Genauer gesagt, um die Angst davor.

Und während ich dort saß, umgeben von Statistiken, Zahlen und Statements, merkte ich: Das Thema ist viel größer, viel persönlicher, viel emotionaler als jede Umfrage es je einfangen könnte.

Zwischen "zu jung" und "zu alt"

Denn ehrlich gesagt: Ich selbst weiß manchmal nicht, wie ich zum Älterwerden stehe. Ich erinnere mich an meine Anfangszeit im Journalismus – eine Zeit, in der ich mich oft zu jung fühlte. Zu jung, um ernst genommen zu werden. Zu jung, um mitreden zu dürfen.

Im Job, in Gesprächen, in Entscheidungsprozessen. Es wird einem zwar oft das Gefühl gegeben, "Forever 21"  ist das Ideal einer Frau – aber was man dabei selten erwähnt: Dass Jugend auch bedeutet, ständig beweisen zu müssen, dass man überhaupt etwas beitragen kann.

Und kaum ist man dann endlich an dem Punkt, an dem man das Gefühl hat, sich ein gewisses Standing erarbeitet zu haben, klopft als Frau schon das nächste Label an die Tür: Ab 30? Willkommen im Club der "potentiellen Mütter".

Warum Frauen nie einfach sein dürfen

Als Frau spürt man ab dem 30er besonders, dass sich alles irgendwie nur mehr um die biologische Uhr dreht, auch wenn man meinen könnte, wir sind in einer reflektierteren Gesellschaft angekommen. Doch die Erwartungen von außen sind oft anders und haben mit der eigenen Lebensrealität oft nichts zu tun.

Was zum Beispiel wenn man keine Kinder gekommen will/kann oder sich dafür noch nicht bereit fühlt? In dieser Debatte geht oft verloren, dass das Alter eben nicht automatisch eine klare Richtung vorgibt. Nicht jede Frau ab 30 plant ein Kinderzimmer. Und nicht jede Frau ab 40 hat es "versäumt".

Diese ständige Zuschreibung – jung, aber unerfahren; älter, also besser bald Mutter, verunsichert viele junge Frauen. Und lässt kaum Raum für das, was Älterwerden eigentlich auch sein kann: eine Reise zu sich selbst, mit eigenen Entscheidungen, eigenem Tempo, eigenem Ziel.

Schön, stark und nie müde: Der stille Druck

Laut einer aktuellen Studie haben 68 % der Frauen Angst vor dem Älterwerden und 64 Prozent fühlen sich gezwungen, im Alter jünger wirken zu müssen, um als attraktiv zu gelten. Und das ist kein Randphänomen - sondern ein gesellschaftlicher Spiegel, der uns tagtäglich vorgehalten wird. In Magazinen, Serien und besonders auf Social Media.

Wir sprechen viel zu selten darüber, wie sehr uns das Älterwerden verunsichern kann. Weil wir denken, wir müssten dabei stets souverän, stark und perfekt gestylt auftreten – als wäre das die Norm.

Doch manchmal fehlt schlicht die Zeit (ja, man hat auch noch ein Leben abseits des Badezimmers), und manchmal einfach die Lust, eine 8-Step-Skincare einzuhalten oder sich perfekt zu schminken. Und wenn man dann ungeschminkt das Haus verlässt, hört man plötzlich Sätze wie: "Geht’s dir nicht gut? Bist du krank". Viele Frauen kennen das. Ernsthaft – geht’s noch?

Warum Frauen sich die Freiheit zurückfordern müssen

Ich wünsche mir einen offeneren Umgang mit dem Thema – mehr Raum für ehrliche Gespräche. Für Unsicherheiten, Zweifel, Wünsche und Träume – jenseits von Altersgrenzen. Denn "Anti-Aging" beschäftigt heute schon Teenager und der erste Botox-Termin steht bei manchen vor dem 18. Geburtstag im Kalender.

Das kann und muss sich ändern. Nicht, indem wir alles verteufeln, was Frauen für sich selbst tun – Sport, gesunde Ernährung oder auch ästhetische Medizin. Sondern indem wir klar unterscheiden: Tue ich das für mich? Oder tue ich es, um einem Ideal zu entsprechen, das mir von außen aufgedrückt wird?

Ich wünsche mir, dass wir Frauen nicht ständig auf das reduziert werden, was wir sein könnten – Mutter, Partnerin, Karrierefrau. Sondern dass wir auch gesehen werden in dem, was wir sind. Mit allem, was dazugehört.

{title && {title} } nas, {title && {title} } 16.05.2025, 15:49
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