Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien und bald auch (wieder) Italien: Die atomare "Kraftwerks-Kette" rund um Ost- und Südösterreich wird sich ab dem Jahr 2027 schließen – weil auch unser liebstes Urlaubsland zur Kernkraft zurückkehren wird.
Für Venedig- oder Triest-Urlauber könnten sich künftig ungewohnte Anblicke ergeben: Bis Ende 2027 will Italien einen Plan fertigstellen, der die Nutzung der Kernenergie wieder zulässt, nachdem sie vor fast 40 Jahren verboten wurde.
In Italien wurden bereits mehrere potenzielle Standorte diskutiert, unter den Kandidaten befinden sich Chioggia (ca. 30 km von Venedig entfernt), Monfalcone (in der Nähe von Triest), Caorso (zwischen Mailand und Bologna) und Trino Vercellese (im Piemont, ca. 50 km von Turin entfernt).
Knapp vier Jahrzehnte nach dem Ausstieg aus der Atomenergie macht die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni den Weg frei für eine Rückkehr zur Kernkraft. Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde bereits verabschiedet. Ziel: Bis 2027 sollen alle notwendigen Regelungen stehen, um neue Reaktoren zu bauen.
"Die Regierung hat eine weitere wichtige Maßnahme für saubere, sichere und billige Energie gebilligt", erklärte Meloni in einer Videobotschaft nach der Kabinettssitzung.
Italien hatte sich 1987 per Referendum gegen die Nutzung von Atomkraft entschieden, das (vorläufig) letzte Atomkraftwerk wurde 1990 vom Netz genommen. Jetzt soll die Renaissance der Kernenergie mit modernen, aber auch umstrittenen Reaktoren erfolgen – sogenannten "Advanced Modular Reactors".
"Advanced Modular Reactors" (AMR) sind kompakte, hochmoderne Kernreaktoren der Generation IV. Sie werden modular in Fabriken gefertigt und vor Ort zusammengesetzt. Ihr Vorteil: höhere Temperaturen, mehr Effizienz, verbesserte Sicherheit – und sie sollen günstiger sein als herkömmliche Atomkraftwerke.
Das Problem an den AMR: Diese Reaktoren sind zwar vielversprechend, aber bisher noch Zukunftsmusik. Die Technologie befindet sich noch in der Entwicklung, eine Markteinführung ist nach aktuellem Stand frühestens in den 2030er-Jahren denkbar. Die oberösterreichische Anti-Atom-Bewegung "atomstopp" bezeichnet diesen Reaktoren-Typ gar als "plumpen Marketing-Schmäh".
Der Wiedereinstieg in die Atomkraft soll sich für Italien auch finanziell lohnen: Durch einen Atomstrom-Anteil von zunächst elf Prozent könnten die Kosten auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050 um 17 Milliarden Euro gesenkt werden. Langfristig könnte der Anteil sogar auf 22 Prozent steigen.