Statt schwarzem Gold gab es trübe Brühe: Eigentlich sollte es nur ein schneller Stopp an der Tankstelle auf dem Weg nach Kroatien sein. Doch dieser endete mit viel Ärger, Zeitverlust und Unsicherheit auf der Reise – und einer saftigen Rechnung.
"Eine absolute Frechheit", wie T.G. (36) findet. Begonnen hat sein Abenteuer am Dienstagmorgen an der Esso-Raststätte Fratta Sud in Portogruaro in der Provinz Venedig.
Für 102,29 Euro tankte er, wie er dachte, Diesel. Doch: "Kurz nach der Weiterfahrt leuchtete plötzlich ein Warnsignal auf, und mein Auto verlor sofort an Leistung."
Nachdem er seinen Wagen abschleppen und in der nächsten Garage habe untersuchen lassen, habe sich herausgestellt: "Die haben mir einfach Wasser getankt."
Das Unverständnis sitzt tief. "Ich wusste nicht, wie es weitergehen soll und welche Kosten jetzt auf mich zukommen." Nach rund drei Stunden stand zumindest die Antwort auf die zweite Frage fest.
Knapp 1.200 Euro musste der 36-Jährige für Abschleppdienst, einen neuen Kraftstofffilter, die Entsorgung des verunreinigten Kraftstoffs und weitere Dienste der Werkstatt bezahlen.
Wer diese Kosten übernehmen soll, steht für T.G. fest: "Ich verlange von der Tankstelle die Rückzahlung der 102,29 Euro sowie die Übernahme der Reparaturkosten."
Sollte das nicht innerhalb von zehn Tagen geschehen, werde er einen Anwalt einschalten und den Fall an seine Versicherung und Verbraucherorganisationen melden. Noch habe er allerdings keine Rückmeldung von Esso bekommen.
Ein Blick auf die Bewertungen auf Google zur Tankstelle zeigt: Mit seiner Erfahrung ist T.G. nicht allein. "Heute Morgen haben wir Diesel Supreme getankt und nach weniger als 10 km leuchtete die Warnleuchte für Wasser im Tank auf", berichtete eine Nutzerin vor einem Monat.
"Ich werde dort nie wieder tanken", schließt eine andere Nutzerin, nachdem sie ebenfalls von getanktem Wasser schreibt.
T.G. will nun andere Autofahrer warnen. "Bitte hebt immer eure Tankquittung auf. Nur so könnt ihr später beweisen, wo ihr getankt habt." Dies rät auch der Touring Club Suisse. Es sei möglich, dass der 36-Jährige mit der Quittung eine Erstattung erhalte – "insbesondere, wenn noch mehr Fahrzeuge betroffen sind".
Wenn die Tankstelle nicht kooperativ ist, werde es aber schwierig, einen Anspruch durchzusetzen. Und der Aufwand für eine juristische Auseinandersetzung lohne sich höchstwahrscheinlich nicht.
Eine Möglichkeit, beim Tanken die Qualität des Kraftstoffs festzustellen, gibt es nicht, sagt der Touringclub auf Anfrage. Aber: "Schäden am Motor sind nur zu befürchten, wenn man regelmäßig mangelhaften Diesel tankt, oder wenn man Benzin statt Diesel tankt."
Wasser im Diesel komme sehr selten vor. Bei einem TCS-Test von Dieseltreibstoff von 202 Tankstellen in Spanien, Frankreich, Italien, Schweiz, Deutschland, Österreich und Ungarn hätten alle analysierten Proben einen Wasseranteil unter der vorgeschriebenen Norm vorweisen können.
Esso Italia weist auf eine Anfrage von "20 Minuten" die Schuld von sich und verweist darauf, dass die Tankstellen Eigentum von Drittunternehmen seien. Diese würden "den Verkauf unabhängig über ihre eigenen Betreiber abwickeln". Zu dem Vorfall könne deswegen nur der Betreiber Fragen beantworten.
Versucht man jedoch die Tankstelle telefonisch über die auf Google angegebene Nummer zu kontaktieren, landet man in der Sackgasse: Die Nummer existiert nicht.
T.G. ist mittlerweile wieder in der Schweiz angekommen. Von seinem Kurztrip nach Kroatien hatte er nicht viel. Statt der geplanten 11 Stunden für den Hinweg sei er am Ende fast 20 Stunden unterwegs gewesen.
"Wir kamen völlig erschöpft an, gingen sofort schlafen und mussten am nächsten Morgen bereits wieder zurück in die Schweiz fahren". Eines ist jedoch auch für ihn sicher: "An dieser Tankstelle werde ich nie wieder tanken."