"Wir sind vom Unmöglichen auf die Seite des Möglichen gewechselt" - mit diesen Worten sorgt die in den USA tätige österreichische Astrophysikerin Lisa Kaltenegger im APA-Gespräch für Aufsehen. Denn erstmals ist es mit dem James-Webb-Weltraumteleskop möglich, die Atmosphäre entfernter Planeten genau zu analysieren - und so Spuren von Leben zu entdecken.
Kaltenegger, die das renommierte "Carl Sagan Institute" an der Cornell University leitet, spricht von einem echten Durchbruch: "Jetzt ist es im Prinzip möglich, Leben im All zu finden."
Weltweit sind bereits 6.000 Exoplaneten bekannt, also Planeten, die andere Sterne umkreisen. 40 davon gelten als erdähnlich: Sie sind klein genug, um Gesteinsplaneten zu sein, und sie liegen in der sogenannten habitablen Zone - also dort, wo theoretisch flüssiges Wasser und damit Leben möglich wäre.
Und das sei erst der Anfang: "Einer von fünf Sternen dürfte einen erdähnlichen Planeten haben", sagt Kaltenegger. "In unserer Galaxie gibt es 200 Milliarden Sterne - das heißt: Milliarden Chancen für Leben."
Die Forscher analysieren dabei nicht nur, wie die Erde heute aussieht, sondern auch, wie sie sich seit den Dinosauriern oder in der Frühzeit verändert hat. Und sie vergleichen Lebensformen, die heute unter extremen Bedingungen überleben - etwa in heißen Quellen oder im Eis. Ziel: Biosignaturen erkennen, die auf fremden Planeten Hinweise auf Leben geben könnten.
Ein Schlüsselwerkzeug ist das James-Webb-Teleskop. Es kann schwache Atmosphärensignale auffangen - allerdings nur bei Planeten, die um Nachbarsterne kreisen. In unserem eigenen Sonnensystem gelten vor allem die Eismonde des Jupiter (Europa, Kallisto, Ganymed) als heiße Kandidaten - dort könnte Leben unter der Eiskruste existieren.
"Wir müssen Leben in der Atmosphäre oder auf der Oberfläche erkennen können", so Kaltenegger. Der Beweis steht zwar noch aus - doch wenn er gelingt, stellen sich existenzielle Fragen: Wie oft entsteht Leben? Ist die Erde einzigartig? Oder sind wir nur eine von vielen?
Auch ohne Alien-Fund bringe die Suche Erkenntnisse für unseren Planeten. "Wenn wir da draußen 100 ältere Erden finden, könnten wir sehen, was uns womöglich bevorsteht." Fakt ist: Die Jagd nach außerirdischem Leben läuft auf Hochtouren - und eine Österreicherin ist ganz vorne mit dabei.