Knapp drei Wochen vor dem Weltklimagipfel in Brasilien schlagen Experten Alarm: Kein einziger von 45 untersuchten Klimabereichen ist laut neuer Studie auf Kurs, um die Erderhitzung auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. "Alle Systeme blinken rot", sagt Clea Schumer vom renommierten "World Resources Institute" (WRI) zum Bericht "State of Climate Action 2025".
Die Studie wurde von den Denkfabriken "Climate Analytics" und dem WRI erstellt - und lässt kein gutes Haar an der weltweiten Klimapolitik. Von einem geregelten Kohleausstieg über den Schutz der Wälder bis hin zum Fleischkonsum: Überall herrscht Rückstand, teilweise dramatisch.
Seit 2014 steigen die Subventionen für fossile Energien jährlich um umgerechnet 65 Milliarden Euro - und lagen 2023 bei über 1,3 Billionen Euro. Die Abholzung der Wälder nimmt wieder zu, der Kohleanteil am Strommix sinkt kaum. "Wir rasseln bei den wichtigsten Aufgaben durch", warnt WRI-Expertin Sophie Boehm.
Der Handlungsbedarf ist akut: "Die Zeit der Ausreden ist vorbei - es geht jetzt nur noch um Tempo", sagt Bill Hare von "Climate Analytics". Die Wissenschaft sei sich in einem Punkt völlig einig: Nur Geschwindigkeit kann das 1,5-Grad-Ziel noch retten.
Mehr als 2.000 Wissenschafter forderten zuvor die EU-Spitzen in einem offenen Brief auf, die Klimawissenschaft ernst zu nehmen. Die Klimaneutralität sei nicht nur notwendig - sondern auch "Europas größte wirtschaftliche Chance".
Trotz aller Kritik gibt’s auch Lichtblicke: Der Anteil von Wind- und Solarenergie an der weltweiten Stromproduktion hat sich seit 2015 mehr als verdreifacht. 2024 überstiegen die Investitionen in saubere Energie zum zweiten Mal in Folge jene in fossile Quellen, so die Forscher.
Schlusspunkt: Die Uhr tickt - und beim Weltklimagipfel in Belém im November wird sich zeigen, ob die Welt endlich aufwacht. Oder ob der letzte Weckruf ungehört verhallt.