Seit der Pandemie ist Wandern in Österreich wieder zum Massensport geworden. So geben etwa 48 Prozent der Urlauber an, zum Wandern, Bergsteigen und zur Erholung in die Steiermark zu kommen. Doch immer mehr Hüttenbetreiber kämpfen mit der Rücksichtslosigkeit der alpinen Besucher.
Der Alpenverein zieht nun die Notbremse und hat einen "Hüttenknigge" mit zehn Regeln veröffentlicht, berichtet die "Kleine Zeitung". Darin werden Themen wie Mehrfach-Reservierungen, fehlende Müll-Entsorgung, das exzessive Nutzen von Strom und Wasser und ausufernde Hüttenpacklisten thematisiert: "Alles, was du in deinen Rucksack packst, musst du auch selbst tragen. Eine Hütte ist aber auch kein Laufsteg, daher überlege, was du wirklich brauchst", heißt es.
Die Regeln, die gemeinsam mit den Partnerverbänden in Deutschland und Südtirol veröffentlicht wurden, richten sich vor allem an jene Wanderer, die sich am Berg benehmen, als gehöre er ihnen. So kommt es vor, dass fünf Hütten gleichzeitig reserviert werden, damit spontan entschieden werden kann, welche Tour besser geeignet ist. Die nicht eingehaltenen Reservierungen belegen aber Betten, die an andere hätten vergeben werden können.
Daher die Bitte des Alpenvereins: "Nur ernst gemeinte Reservierungen vornehmen, rechtzeitig absagen und das Hüttenteam bei Verspätung informieren", meint Carolin Scharfenstein zur "Kleinen Zeitung". Ein weiteres Problem: Die exzessive Nutzung von Wasser und Strom sowie Müll: "Nicht oder nur kalt duschen, das Handy in den Flugmodus und den Müll wieder mitnehmen – das ist Verantwortung", so Scharfenstein.
Aber auch auf die richtige Tourenplanung und Anreise sollte geachtet werden: Denn die meiste Umweltbelastung entsteht bei der Anfahrt im Tal. Deshalb ruft der Alpenverein zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel auf. Auch Fahrgemeinschaften seien ein Schritt in die richtige Richtung, heißt es.
Hinzu kommt, dass immer weniger Almflächen zum Wandern zur Verfügung stehen. Denn viele Almhütten sind alt und dementsprechend renovierungsbedürftig. Oft können sie nicht mehr durchgehend betrieben werden. Daten der Universität für Bodenkultur (BOKU) zeigen, dass die Zahl der Almflächen in Österreich zwischen 1952 und 2016 um die Hälfte zurückgegangen ist. Das heißt, es gibt zwar mehr Touristen am Berg, aber weniger Fläche zum Wandern.
"Alpenvereinshütten sind Orte der Begegnung, des Schutzes und der Erholung. Damit das so bleibt, braucht es Achtsamkeit – und ein Verständnis für die besonderen Bedingungen am Berg", meint Alpenvereins-Pressesprecher Peter Neuner-Knabl zur "Kleinen Zeitung".