Vor genau einem Jahr versetzte ein unfassbares Gewaltverbrechen das Mühlviertel in Schockstarre. Am 28. Oktober 2024 erschoss der Jäger Roland D. (56) zwei Männer – darunter den damaligen Bürgermeister der Gemeinde Kirchberg ob der Donau (Bez. Rohrbach), Franz Hofer (64).
Am Vormittag des 28. Oktober erschoss der Jäger Roland D. zwei Menschen, dem Täter gelang die Flucht. Was folgte, war eine beispiellose Fahndung: Hunderte Beamte suchten tagelang fieberhaft nach dem 56-Jährigen. Schließlich wurde der Jäger tot in einem Waldstück in Arnreit gefunden.
Ein Jahr später sitzt im Gemeindeamt Stefan Reisinger (ÖVP). Er übernahm Hofers Amt – und spricht mit "Heute" offen darüber, wie die Gemeinde mit dem Verlust lebt und mit dem Jahrestag umgeht: "Es kommt jetzt natürlich überall wieder hoch."
Als die Nachricht von Hofers Tod kam, war Reisinger gerade in der Arbeit. "Ich habe es zuerst gar nicht geglaubt", erinnert er sich. Danach sei alles sehr schnell gegangen: Das Tagesgeschäft musste weiterlaufen, Medienanfragen kamen, vieles wurde einfach abgearbeitet.
Vor allem durch die enge Gemeinschaft hätten die Anrainer wieder zur Normalität zurückgefunden: "Auf der Gemeinde geht es jetzt weiter, aber Franz ist allgegenwärtig." Große Gedenkmessen habe man für heute bewusst nicht geplant: "Das reißt nur alte Wunden auf."
Der neue Ortschef wollte sich zuvor eigentlich aus der Kommunalpolitik zurückziehen. Nach der Tat habe er "umstrukturiert". Für ihn war klar: Jemand muss übernehmen. Mit der Bürgermeister-Wahl kam auch ein Stück Alltag zurück in die Gemeinde: "Die Fußstapfen von Franz kann ich sowieso nie füllen. Aber es muss weitergehen", sagt Reisinger.
Im vergangenen Jahr habe Kirchberg ob der Donau wahren Zusammenhalt gezeigt. Familie, Freunde, Nachbarn – alle hätten aufeinander geschaut: "Wir haben uns nicht auseinanderdividieren lassen." Reisinger hofft, dass das auch in Zukunft so bleibt. Er wünscht sich, "dass die Leute rausgehen, zu den Wirten, dass Gemeinschaft gelebt wird und die Leute zusammenstehen".