Ortschef im "Heute"-Gespräch

"Alte Wunden" – Amoklauf nach einem Jahr allgegenwärtig

Ein Jahr nach dem Amoklauf im Mühlviertel kommen alte Erinnerungen zurück. Eine Gemeinde blickt zurück auf Schmerz, Verlust und Zusammenhalt.
Lea Strauch
28.10.2025, 04:00
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Vor genau einem Jahr versetzte ein unfassbares Gewaltverbrechen das Mühlviertel in Schockstarre. Am 28. Oktober 2024 erschoss der Jäger Roland D. (56) zwei Männer – darunter den damaligen Bürgermeister der Gemeinde Kirchberg ob der Donau (Bez. Rohrbach), Franz Hofer (64).

Ein Jahr später sitzt im Gemeindeamt Stefan Reisinger (ÖVP). Er übernahm Hofers Amt – und spricht mit "Heute" offen darüber, wie die Gemeinde mit dem Verlust lebt und mit dem Jahrestag umgeht: "Es kommt jetzt natürlich überall wieder hoch."

"Franz ist allgegenwärtig"

Als die Nachricht von Hofers Tod kam, war Reisinger gerade in der Arbeit. "Ich habe es zuerst gar nicht geglaubt", erinnert er sich. Danach sei alles sehr schnell gegangen: Das Tagesgeschäft musste weiterlaufen, Medienanfragen kamen, vieles wurde einfach abgearbeitet.

Vor allem durch die enge Gemeinschaft hätten die Anrainer wieder zur Normalität zurückgefunden: "Auf der Gemeinde geht es jetzt weiter, aber Franz ist allgegenwärtig." Große Gedenkmessen habe man für heute bewusst nicht geplant: "Das reißt nur alte Wunden auf."

Der neue Ortschef wollte sich zuvor eigentlich aus der Kommunalpolitik zurückziehen. Nach der Tat habe er "umstrukturiert". Für ihn war klar: Jemand muss übernehmen. Mit der Bürgermeister-Wahl kam auch ein Stück Alltag zurück in die Gemeinde: "Die Fußstapfen von Franz kann ich sowieso nie füllen. Aber es muss weitergehen", sagt Reisinger.

Gemeinde hält zusammen

Im vergangenen Jahr habe Kirchberg ob der Donau wahren Zusammenhalt gezeigt. Familie, Freunde, Nachbarn – alle hätten aufeinander geschaut: "Wir haben uns nicht auseinanderdividieren lassen." Reisinger hofft, dass das auch in Zukunft so bleibt. Er wünscht sich, "dass die Leute rausgehen, zu den Wirten, dass Gemeinschaft gelebt wird und die Leute zusammenstehen".

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