Sein erstes Deutsch-Zertifikat hat Khalid M. (Name von der Redaktion geändert, Anm.) bereits erworben – er hat nun das Niveau B1. Nicht zuletzt für bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt fragte der gebürtige Pakistani beim AMS einen B2-Kurs an. Soweit, so gut – doch als er diesen nicht wahrnehmen konnte, begannen die Probleme.
In seinem Heimatland erwarb Khalid bereits zwei Diplome im Bereich Wirtschaft und Finanzen und arbeitete sechs Jahre lang als Bankkaufmann. Als er nach Wien kam, war ihm klar: Um weiter in seinem Feld arbeiten zu können, musste er sein Deutsch verbessern. Die ersten drei Level (bis B1) waren nach Kursen schnell erreicht. "Ich wollte vom AMS einen B2-Kurs bekommen, habe gewartet, aber nichts ist passiert", erklärt der 34-Jährige.
Zwei Tage bevor er sein Heimatland besuchen wollte, wurde ihm ein Kurstermin angeboten. "Ich habe sowohl dem AMS als auch der Schule erklärt, dass ich das Ticket schon gebucht habe" – eine Absage war nicht mehr möglich. Nach seiner Rückkehr, drei Wochen später, meldete sich Khalid wegen eines Ersatztermins beim AMS – doch keine Chance.
Lange rührte sich keiner, danach bekam er bloß ein Angebot für einen erneuten B1-Kurs. "Ich habe im Dezember ein Zertifikat für B1 erworben. Das habe ich ihnen auch gezeigt, aber sie sagten, mein Deutsch sei zu schlecht für B2." Trotz Zertifikat also kein Weiterkommen. Von dem Job, den Khalid zwischenzeitlich bekommen hatte, wurde er gefeuert – sein Deutsch reiche nicht aus. "Ich will wieder in meinem Feld arbeiten, aber sie wollen mir keine Chance geben, mich im B2-Kurs zu beweisen", ist Khalid verzweifelt.
"Heute" erkundigte sich beim AMS zu Khalids Fall. Allgemein könne man sagen: Die Volkshochschulen erheben im Auftrag des AMS Wien das Deutschniveau zum Zweck der Kurseinstufung. So komme es immer wieder vor, dass jemand nicht für B2 geeignet ist, wenn die Kenntnisse nicht reichen. Das kann passieren, wenn B1 zwar positiv abgeschlossen wurde, der Kursbesuch aber schon einige Monate zurückliegt – das war auch bei Khalid der Fall. Vorrang habe immer, die Sprache bestmöglich zu erlernen; dass da "auch einmal nachgelernt werden muss", sei laut dem AMS nicht auszuschließen. "Wenn eine Auslandsreise nachweislich bereits gebucht ist, nehmen wir darauf Rücksicht. Aber natürlich kosten Kurse auch Geld, im Zweifelsfall geht der Kurs vor", heißt es abschließend.