Mit 25. August änderten die Wiener Linien die Linienführung der Busse 53A, 54A und 54B in Hietzing. Der Wolfrathplatz wird jetzt von allen drei Linien angefahren. Die Linien 54A und 54B, die zuvor in Form eines Rundkurses über die Station Ober St. Veit mit der Station Stock im Weg verbunden waren, haben neue Endstationen – beim 54B ist es das St. Veiter Tor, beim 54A der Hörndlwald.
Und Letzteres sorgt für gehörigen Ärger bei Anrainern rund um die Station Lafitegasse/Joseph-Lister-Gasse. Denn, während der 54A früher aufgrund des Rundkurses durchfuhr und erst in Ober St. Veit länger stehenblieb, ist jetzt beim Hörndlwald Schluss.
"Das Problem ist, dass eine Station weiter – bei der Lafitegasse (ehemalige Joseph-Lister-Gasse) – etwa 90 % der Fahrgäste aussteigen. Denn bei der Station Hörndlwald befinden sich nur Wald und ein paar Kleingartenhäuser. Das heißt, man fährt von Ober St. Veit rund 20 Minuten zur Station Hörndlwald und muss dann dort bis zu 20 Minuten im Bus warten, um dann noch eine Station zu fahren", ärgern sich Andrea (57) und Martin T. (61).
Bei der Stehzeit in der Endstation handelt es sich laut Wiener Linien um eine sogenannte Ausgleichszeit: "Wenn ein Bus auf der Strecke eine kleine Verspätung hat, zum Beispiel durch Staus, kann diese durch die Ausgleichszeit in der Endhaltestelle ausgeglichen werden und der Bus fängt wieder pünktlich die neue Route an. Sollte es keine Verspätung geben, so steht der Bus in der Endhaltestelle die volle Ausgleichszeit", erklärt eine Sprecherin.
„Jetzt, wo es so früh dunkel wird, ist es fast schon fahrlässig auf der Straße zu unseren Wohnungen zu pilgern“Martin und Andrea T.über die gehsteiglose Route von der Endstation
Laut dem betroffenen Ehepaar gibt es rund um die Station Lafitegasse allerdings rund 400 Wohneinheiten. Wer die Ausgleichszeit nicht abwarten will, muss zu Fuß gehen: "Die meisten Fahrgäste steigen aus, müssen dann aber über die Straße oder eine Wiese gehen, da es keinen Gehsteig gibt. Jetzt, wo es so früh dunkel wird, ist es fast schon fahrlässig auf der Straße zu unseren Häusern und Wohnungen zu pilgern. Meine Mutter (85) kann uns nicht mehr besuchen, weil sie weder auf der Straße noch auf der Wiese gehen kann", meint Martin T.
"Heute" fragte bei den Wiener Linien nach – eine Sprecherin rät dazu, eine Station vor der Endstation in der Lafitegasse (ja, die Station gibt es zweimal, Anm.) auszusteigen: "Die Station Lafitegasse befindet sich in Fahrtrichtung Hörndlwald in der Löfflergasse. In Fahrtrichtung Ober St. Veit liegt die Station Lafitegasse in der Joseph-Lister-Gasse. Dazwischen liegt die Endstation Hörndlwald. Der Fußweg zwischen den beiden Stationen Lafitegasse beträgt nur wenige hundert Meter und verfügt über durchgehende Gehwege", heißt es.
Martin T. fühlt sich von diesem Vorschlag gefrotzelt: "Dieser Weg ist auch untauglich. Die Distanz ist zwar kurz, aber die Straße hat eine Steigung von rund 30 % und einen Höhenunterschied von etwa 20 Metern – auch das kann meine Mutter nicht bewältigen. Die Verantwortlichen können gerne probieren, diesen Weg täglich mit Kinderwagen und Einkäufen zu gehen."
Ein weiterer Kritikpunkt der Anrainer sind die geänderten Intervalle des 54A: Laut Wiener Linien wurden diese zwar in der Zeit von 6 Uhr bis 9 Uhr von zehn bis 15 Minuten auf 7,5 bis zehn Minuten verkürzt, aber: "Später am Tag sind sie dafür länger und ungünstiger geworden", findet Andrea T. Viele Anrainer wünschen sich den alten Rundkurs zurück: "Ich fahre seit etwa 1994 mit diesem Bus, und alles war gut mit der alten Linienführung. Warum muss der 54A genau beim Hörndlwald eine Pause machen und nicht wie vor der Umstellung in Ober St. Veit bei der U4?"
Aufgrund der Beschwerden hat sich mittlerweile auch der Bezirk in die Causa eingeschaltet: Die SPÖ Hietzing stellte bei der Bezirksvertretungs-Sitzung im September einen Antrag, wonach die Stadt Wien und die Wiener Linien ersucht werden, sechs Monate nach Einführung der neuen Linienführung des 53A, 54A und 54B eine Evaluierung vorzunehmen – dieser wurde angenommen. Die Ergebnisse sollen dann der Bezirksvertretung vorgelegt werden.
Bezirksvorsteher-Stellvertreter Marcel Höckner (SPÖ) findet es grundsätzlich gut, "dass die Stationen Hörndlwald und St. Veiter Tor jetzt mit jeder Fahrt bedient werden. Ich halte es für wichtig, dass auch entlegenere Gebiete in Hietzing an den öffentlichen Verkehr angebunden sind. Allerdings muss dies so geschaffen sein, dass es auch angenommen wird."
„Ich bin der Meinung, dass die Stehzeit nicht bei der Endstation Hörndlwald erfolgen sollte, sondern in Ober St. Veit“Marcel HöcknerBezirksvorsteher-Stellvertreter in Hietzing
"Ich bin aber auch der Meinung, dass die Stehzeit der Linie 54A nicht bei der Endstation Hörndlwald erfolgen sollte, sondern unten bei der U4-Station Ober St. Veit, damit die Fahrgäste genügend Zeit haben den Bus zu erwischen, insbesondere die Fahrgäste, die von der U4 kommen und in den 54A umsteigen wollen", so Höckner.
Für die Wiener Linien steht fest: "Die umfassenden Änderungen haben klarere Routenverläufe und eine deutlich verbesserte Anbindung wichtiger Zielgebiete gebracht. Derzeit evaluieren wir, wie die neue Linienführung und die Fahrpläne angenommen werden. Diese Analyse erfolgt über einen längeren Zeitraum", wird versichert.