Vor zwei Jahren sagte Tatar etwa das Ende der Salzburg-Ära voraus, letzte Saison Austrias Angriff auf den Meisterteller. Und heuer? „Heute" fragte nach.
"Heute": Herr Tatar, die zwölf Liga-Coaches tippen auf einen Meister Salzburg. Gehen sie da mit?
Alfred Tatar: "Nein, mein Zugang ist Roulette. Der Kessel hat 37 Zahlen, davon 18 rot, 18 schwarz, eine grün. Rollt die Kugel, heißt das: Sturm wird Meister zu 18/37stel, Salzburg zu 18/37stel, Rapid zu einem 37stel. Aber: In Hütteldorf kommt der Faktor Peter Stöger dazu, der erhöht auf 18/37stel. Es wird also einen Titel-Dreikampf zwischen Sturm, Salzburg und Rapid geben."
Was macht Stöger so besonders?
"Er kann Dinge finden, die sonst niemand findet. Sprich: Er hat ein Händchen für Dinge, wenn er in die Scheiße greift, holt er Gold heraus. Rapid hat mit Burgstaller, Beljo und Jansson die drei Top-Scorer der letzten Saison verloren, hat aktuell keinen einzigen Ausnahmespieler, hätte ohne Stöger keine Chance auf den Titel."
Hätte Marko Arnautovic Rapid weiterhelfen können?
"Nur gegen die vermeintlich kleinen Gegner – da, wo Rapid letzte Saison Punkte abgab. Gegen Sturm, Salzburg und Austria hat man ja gewonnen. Arnautovic hätte in das Team aufgrund seines Gehalts aber auch ein Ungleichgewicht gebracht. Auch wenn du als Mitspieler keinen Neid hast, kannst du diese Thematik nicht einfach wegwischen."
Wo landet die Austria?
"Fix in den Top sechs, sie wird aber nicht wieder um den Titel mitmischen. Mit Dragovic haben sie einen Ausnahmespieler, den besten Verteidiger der Liga, in der Offensive aber niemanden, der aus einem 0:0 ein 1:0 machen kann."
Wird Salzburg besser?
"Ja, Trainer Letsch und Sportchef Schröder haben die alte Red-Bull-DNA abgestreift. Sie setzen nicht mehr nur auf Junge, um mit ihnen Geld zu verdienen, sondern darauf, Ergebnisse zu holen. Dafür brauchst du auch Erfahrung. Die sehe ich im Kader allen voran mit Lainer. Er ist ein Traum, ein absoluter Unterschiedsspieler."
Und Titelverteidiger Sturm?
"Das Spiel der Grazer steht und fällt mit Kiteischwili. Fällt er aus, kann keiner seinen Part übernehmen. Die Gegner haben das auch schon erkannt, versuchen ihn zu neutralisieren – dann wird es schwierig. Mit Säumel haben sie aber einen Trainer, der oft die richtige Idee in schwierigen Spielen hat."
Kann Wolfsberg wieder um den Meistertitel mitspielen?
"Nein, die Top 6 sind aber fix. Die Rolle der Kärntner als Überraschungs-Meisterkandidat kann heuer der LASK übernehmen. Die Linzer haben einiges in ihrer Spielphilosophie verändert und mit dem neuen Trainer Sacramento einen Mann, der einen klaren Plan für jeden Spieler hat."
Wie spannend wird der Kampf um die Top 6?
"Ich glaube, es wird eine klare Angelegenheit nach 22 Runden. Die Top 6 werden mit Sturm, Salzburg, Rapid, Austria, Wolfsberg und dem LASK klar feststehen. Die unteren Teams sind BW Linz, Hartberg, WSG Tirol, Altach, GAK und Ried. Aber: Alle diese sechs Mannschaften sind nicht schwach, können an einzelnen Spieltagen überraschen, können auch den Cup gewinnen. Aber in den Top 6 sehe ich sie nicht."
(Klaus Pfeiffer)
