"Geschäft mit der Liebe"

ATV wollte Thailand-Aufnahmen komplett streichen

Vier Monate lang pausierte die Reality-Show. Nun kehrt sie wieder komplett überarbeitet am Mittwoch zurück.
Heute Entertainment
22.07.2025, 11:26
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Ein Reality-TV-Format sorgt für politische Debatten, einen Programmstopp – und nun für eine medienwirksam angekündigte Rückkehr: "Das Geschäft mit der Liebe", seit 15 Jahren fixer Bestandteil des ATV-Programms, startet wieder – allerdings nicht ohne Änderungen.

Am Montag lud ATV zu einem ungewöhnlichen Pressetermin nach Wien-St. Marx. Ein gutes Dutzend Journalisten versammelte sich für ein Vorab-Screening. Und das aus gutem Grund: Die umstrittene Kuppel-Doku wurde in den vergangenen Monaten zur Zielscheibe massiver Kritik. In der Sendung reisen österreichische Männer auf der Suche nach einer Partnerin unter anderem nach Thailand oder Kasachstan – aus Enttäuschung über "heimische" Frauen, wie es die Erzählung nahelegt.

Spätestens mit der Ernennung von Andreas Babler (SPÖ) zum Medienminister geriet das Format in den Fokus der Politik. Babler sprach im März von "offenem Zurschaustellen sexueller Ausbeutung", auch die Frauensprecher von SPÖ, ÖVP, Neos und Grünen forderten Konsequenzen.

"Leiwande Oide" – Derbe Sprüche bleiben

ATV reagierte prompt: Die Ausstrahlung der laufenden Staffel wurde gestoppt, eine bereits veröffentlichte Folge auf der Streamingplattform "Joyn" zurückgezogen. Man versprach, das Format zu überarbeiten.

Nun ist die überarbeitete Version fertig. "Wir haben tatsächlich lange diskutiert, ob wir Thailand drinnen lassen", sagte Unterhaltungschef Oliver Svec bei dem Medientermin. Das gesamte Material sei mit thailändischen Frauen gemeinsam gesichtet worden – man habe ihre Perspektiven bewusst integriert. In jeder Folge werde nun eine Metaebene eingezogen, die Kommentare der Frauen selbst zeigt.

Kritikpunkt bleibt ein mittlerweile viral gewordener Clip, in dem ein junger Protagonist sich vulgär über eine thailändische Frau äußert und sie – offenbar alkoholisiert – huckepack davontragen will. "Da ist ein falscher Eindruck entstanden", so Svec. In der überarbeiteten Fassung wird die Szene zwar weiterhin gezeigt, jedoch im größeren Kontext und mit kommentierender Einordnung. Die Off-Texte wurden laut Sender ebenfalls angepasst: Das Verhalten der Männer werde nun kritischer bewertet.

Ein Beispiel: Ein 21-Jähriger reist mit seinem GTI nach Ungarn, um eine "leiwande Oide" zu finden. Der Erzähler kommentiert nun: "Ob es Alex an diesem Abend schafft, sich selbst schön zu saufen, bleibt ungewiss." Auch der ältere Begleiter Gerhard darf sagen: "Betrunkene Männer kommen bei Frauen nicht so toll an." Vor jeder Folge erscheint ein Warnhinweis, der auf "schockierende Verhaltensweisen" und deren mögliche Folgen hinweist.

Auch Altbekanntes kehrt zurück: Der ehemalige Lovecoach und Sendungs-Veteran Robert Nissel wurde erneut eingebunden. Selbst er zeigt in der ersten Folge Verständnis für die öffentliche Aufregung: "Die Sprechweise der Protagonisten ist ein bisschen zu tief. Sie haben ein bisschen übertrieben."

Dennoch bleibt vieles beim Alten: In der gezeigten Folge philosophieren Männer über "MILFs" und "blade Frauen", ein Kandidat kündigt an, sich in Thailand "durchtesten" zu wollen. Für Unterhaltungschef Svec ist das vertretbar: Reality-TV müsse nicht immer vorbildhaft sein. Vielmehr gehe es darum, dass Zuschauer anhand von Verhalten und Konsequenzen selbst Schlüsse ziehen könnten.

Nach der Debatte wurden intern neue Leitlinien zur Formatentwicklung eingeführt. Auf die Frage, ob das Format nicht auch ganz eingestellt hätte werden können, antwortete Svec offen: "Es ist nicht so leicht, Formate zu produzieren, die so breit konsumiert werden." Laut Senderanalysen wird die Sendung vor allem von gebildeten Frauen geschaut – mit einem klaren Sehmotiv: "Sich über solche Männer aufzuregen."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 22.07.2025, 12:52, 22.07.2025, 11:26
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