In aufgelassenem Marinepark

Aufgedeckt: Orcas in schmutzigen Pools bei Cannes

Wo sich an der Côte d’Azur die Reichen tummeln, spielt sich ein Tier-Drama ab. Schuld: Die milliardenschweren Besitzer eines Marineparks.
Maria Ratzinger
19.08.2025, 13:16
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Das beliebte Reiseziel an der Côte d’Azur steht für Luxus, Sonne und Jetset. Doch nur einen Steinwurf entfernt, in Antibes, liegt ein Ort des Schreckens. Nach der Schließung des "Marineland Antibes" im Jänner 2025 blieben zwei Orcas und zwölf Delfine zurück.

Die Tiere werden streng bewacht, damit niemand in den verlassenen Park gelangt, wie ein Instagram-Influencer berichtet, der es geschafft hat in den Park vorzudringen und Drohnenbilder von den verdreckten Pools zu machen.

Doch für die Reinigung der Becken scheint kein Personal abgestellt zu sein. Das Wasser wird immer trüber. Darin ziehen die Wale und Delfine traurig ihre Runden, drehen sich nur nach der Drohne um, die über ihnen schwebt.

Die Tiere umsiedeln? Das könnte ihren Tod bedeuten, so die französische Regierung. Doch Tierschützer sind sich sicher: Wenn nichts geschieht, wird das Schicksal der Meeressäuger nicht viel anders aussehen.

Milliardenschwere Betreiber schlossen Park

Hinter dem geschlossenen "Marineland Antibes" steht der spanische Freizeitpark-Konzern Parques Reunidos. Er betreibt weltweit mehr als 60 Parks und Tieranlagen – und gehört selbst internationalen Finanzriesen.

Große Anteile halten etwa der britische Private-Equity-Fonds Arle Capital Partners, der schwedische Investor EQT Partners sowie der US-Hedgefonds Elliott Management des Milliardärs Paul Singer (Privatvermögen ca. 5,8 Milliarden Euro laut "Forbes").

Für Shows verwendet, dann "ausgesetzt"

Mehrere Versuche, die Meeressäuger in ein Schutzgebiet oder eine spezielle Lagune zu bringen, sind bisher gescheitert. Weder Kanada noch Spanien konnten als neue Heimat gewonnen werden. Die französischen Behörden zögern, und die Tiere bleiben weiter in der verfallenden Anlage gefangen. Währenddessen dreht Wikie, die 23-jährige Orca-Mama und Sohn Keijo einsame Runden im Betonbecken.

Die Tiere wurden in Gefangenschaft geboren und können nicht ausgewildert werden. Doch ein Transfer in eine geschützte Bucht oder ein Freiluftgehege wäre möglich – und ist die letzte Hoffnung für die letzten Orcas Frankreichs, denn ihre gesundheitliche Lage wird immer prekärer.

Während ihre Artgenossen in Freiheit in kühlerem Wasser unterwegs sind und jeden Tag mehrere Kilometer schwimmen, können Wikie und Keijo ihrer von der Sonne aufgeheizten Becken nicht entfliehen.

Rennen gegen die Zeit

Petitionen fordern die Rettung der Tiere und sammeln Unterschriften. Ziel ist, Wikie, Keijo und die Delfine in ein Schutzgebiet zu bringen, wo sie unter besseren Bedingungen leben könnten.

Das Thema hat inzwischen auch internationale Prominenz erreicht. Schauspieler William Shatner, bekannt als Captain Kirk aus "Star Trek", fordert öffentlich, dass die Tiere nicht ihrem Schicksal überlassen werden dürfen. Seine Worte richten sich direkt an den französischen Präsidenten – und sollen politischen Druck erzeugen. Unterstützt wird er von Umweltorganisationen.

Ob es ihnen gelingen wird, bevor die Tiere verenden, ist eine andere Frage.

{title && {title} } mia, {title && {title} } Akt. 20.08.2025, 08:22, 19.08.2025, 13:16
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