Für Florian Wunsch (Die Grünen) ist besonders eines wichtig: die politische Beteiligung der jungen Generation. Wiens jüngster Parlamentspräsident (29) fordert deswegen nun Europa-Austauschprogramme für Wien. So soll der Dialog der Jüngsten in Europa gefördert und Städte und Regionen wettbewerbsfähiger gemacht werden.
Bei der jüngsten Konferenz der Versammlung der Regionen Europas in Barcelona gab es ein zentrales Thema: Jugendmobilität. Heiß wurde diskutiert – Florian Wunsch war dabei und vertrat Wien. Der Vorsitzende der Bezirksvertretung der Josefstadt ist sich bei diesem Thema sicher: Auslandserfahrungen sind wichtig und tragen dazu bei, neue Ideen und Eindrücke mit nach Hause zu bringen. Nicht nur persönlich sei das ein Vorteil, auch die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen sowie die Wirtschaft werden dadurch gestärkt. Was viele nicht wissen: "Zahlreiche europäische Städte und Regionen fördern Auslandspraktika für junge Leute", weiß Wunsch.
"Bereits seit 40 Jahren schickt das Mobilitätsförderprogramm Eurodyssey Europäer zwischen 18 und 30 für je ein halbes Jahr in eine andere europäische Region, kofinanziert dort Praktikumsplätze und bietet Intensiv-Sprachkurse zum Erwerb von Fremdsprachenkenntnissen an." Seit 1985 hätten weit mehr als 10.000 junge Erwachsene am Programm teilgenommen. Diese konnten so wertvolle Auslandserfahrung sammeln und sich ein Netzwerk in ganz Europa aufbauen. Auch im heimischen Arbeitsmarkt hätten die jungen Menschen dadurch "immense" Vorteile, denn internationale Soft Skills seien derzeit gefragter denn je.
Während Regionen und Städte wie Brüssel, Valencia und Madeira bereits seit mehreren Jahren am Europa-Austauschprogramm teilnehmen, würde Wien weiterhin im Abseits stehen. "Es ist völlig unverständlich, wieso die Weltstadt Wien an Programmen wie Eurodyssey nicht teilnimmt. Die rot-pinke Stadtregierung ist europapolitisch schlicht untätig. Das ist für Wien als eine der größten Städte der EU inakzeptabel", so Wunsch. Bloße Erasmus-Aufenthalte an anderen Universitäten würden nicht reichen, auch "Nichtstudierte" bräuchten die Möglichkeit, über geförderte Programme Verbindungen auf dem Kontinent aufzubauen.
In den verschiedenen Wiener Bezirken bestünde jedenfalls große Nachfrage an solchen Auslandspraktikumsplätzen. Der Haken: Das Budget der Bezirke gebe das aktuell nicht her – es brauche Hilfe von der Stadt Wien als Ganzes. Wunsch selbst hat bereits vor seinem Eintritt in die Bezirkspolitik in Ländern wie Frankreich, England, Singapur und Südkorea Erfahrungen gesammelt und erklärt abschließend: "Unterm Strich ist es eine Win-Win-Win-Situation: Auslandspraktika bringen einem persönlich viel, zudem profitieren Arbeitgeber und Regionen insgesamt. Die Stadt Wien sollte das als weit offene Stadt anerkennen und den europäischen 'Spirit' der jungen Generation deutlich aktiver unterstützen, als sie es derzeit macht."